Italiens Linke: Klares Votum für Bersani

Bei den Vorwahlen der italienischen Sozialdemokraten hat Parteichef Pierluigi Bersani gewonnen. Er hat Chancen, im Frühjahr Premier Monti abzulösen, denn in den Umfragen liegen die Sozialdemokraten vorne. Bersanis Herausforderer, der Rebell der Partei Matteo Renzi, ist in der gestrigen Stichwahl unterlegen. Dem jungen Bürgermeister von Florenz ist es dennoch gelungen die Partei ordentlich aufzuwirbeln.

Morgenjournal, 3.12.2012

60 Prozent für Bersani

In unsicheren Zeiten haben sich die italienischen Linkswähler für das Bekannte entschieden, den Mann aus dem Apparat. Mit über 60 Prozent der Stimmen haben sie Parteichef Bersani ein klares Mandat erteilt. "Wir sind bereit zu regieren", sagt er, aber gibt sich realistisch: "Wir sind in der schlimmsten Krise der Nachkriegszeit - wir müssen gewinnen, ohne Märchen zu erzählen." In den Umfragen liegen die italienischen Linken seit langem wieder vorne. Silvio Berlusconi, der sie jahrelang an den Rand gedrängt hatte, liegt mit seiner zerstrittenen Partei auf Platz drei und hat noch immer nicht entschieden, ob er wieder antritt oder nicht.

Enttäuschter Parteirebell

Derweil herrscht im linken Lager Aufwind. Seit langem hat Politik hier in Italien nicht mehr so viele begeistert und mobilisiert, wie es die Vorwahlen der Sozialdemokraten getan haben. Zu verdanken ist das nicht zuletzt dem jungen rebellischen Herausforderer des Apparats, dem jungen Bürgermeister von Florenz, Matteo Renzi. "Wir haben versucht, die Politik zu verändern und es ist uns nicht gelungen", sagt ein sichtlich enttäuschter Renzi am Abend nach der Wahl. Er war der Hoffnungsträger jener, die einen Generationenwechsel und eine Modernisierung der in ihren Augen erstarrten italienischen Linken wollen. 40 Prozent haben ihm ihre Stimme gegeben - Parteichef Bersani wird dem Rechnung tragen müssen.