Islamforum: Imam-Ausbildung, Ombudsstelle

Seit rund einem Jahr gibt es das Dialogforum Islam, eingerichtet von Integrationsstaatsekretär Sebastian Kurz gemeinsam mit der islamischen Glaubensgemeinschaft. Ob das gegenseitige Verständnis tatsächlich gefördert werden konnte, soll eine erste Auswertung zeigen. Diese liegt nun vor.

Mittagsjournal, 3.12.2012

Ombudsstelle für beide Seiten

"Hundert Jahre, nachdem es das erste Mal ein Islamgesetz in Österreich gegeben hat, sind wir einen großen Schritt weiter gekommen", sagt Seastian Kurz. Durch das Integrationsforum Islam komme es zu einer Versachlichung der Debatte und die sei auch nötig, so Kurz: Viele Menschen in Österreich würden den Islam immer noch als Bedrohung sehen, und auch aus Sicht der Muslime, die hier leben, gebe es viele Defizite. Um all dem entgegenzuwirken, hat das Dialogforum in sieben Arbeitsgruppen Maßnahmen entwickelt. Zum einen werde in Kürze eine neue Ombudsstelle eingerichtet - "als Maßnahme gegen Radikalisierung und Islamfeindlichkeit", so Kurz. Sie solle beiden Seiten zur Verfügung stehen - jenen, die Radikalisierungstendenzen bemerken, und jenen, die selbst von Islamfeindlichkeit betroffen sind.

Bürgermeister-Handbuch

Außerdem werden Schritt für Schritt die islamischen Schulbücher überarbeitet. Hier gebe es immer wieder Aufregung, und für Bürgermeister kündigt Kurz ein eigenes Handbuch an, "um bei Moscheebauten oder anderen größeren Projekten unter Einbindung der Bevölkerung möglichst ruhig und sachlich über die Bühne zu bringen", so Kurz.

Lehrplan für Imame

Und ab 2015 soll es in Österreich eine eigene Imam-Ausbildung geben. An der Universität Wien nimmt dafür Anfang kommenden Jahres eine Plattform islamischer Studien ihre Arbeit auf und entwickelt einen Lehrplan. Für den Vorsitzenden des Integrationsbeirates und Vizerektor der Uni Wien Heinz Faßmann, ein sehr wichtiger Schritt. Dieser islamisch-geistliche Nachwuchs könne nach einer berufspraktischen Ausbildung als Imam tätig sein, aber auch als Seelsorger in einer allgemeinen Sozialarbeit - "ein Zeichen dafür, dass der Islam in Österreich angekommen ist", so Faßmann.

"Leute richtig aufklären"

Das Dialogforum habe nicht nur in diesem Punkt sehr wichtige Arbeit geleistet, sagt auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac, und er berichtet von insgesamt 65 Dialog- und Frauenbeauftragten, die im Vorjahr und heuer ausgebildet worden seien. "Wir investieren in Menschen, das heißt, wie wollen unsere Leute richtig ausbilden. Die werden dann zu den Vereinen, zu den Leuten gehen, und sie richtig aufklären, was in Österreich gemacht oder gelernt werden muss", sagt Sanac und bedankt sich wortreich beim Integrationsstaatsekretär: Er sei sehr dankbar, dass Sebastian Kurz das Dialogforum ins Leben gerufen und organisiert habe.