Jugendarbeitslosigkeit in Spanien

Im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit schlägt die EU-Kommission vor, dass alle jungen Leute eine Job- und Ausbildungsgarantie bekommen. Wer länger als vier Monate arbeitslos ist, soll eine Arbeitsstelle, eine Ausbildungsplatz oder zumindest ein Praktikum bekommen - für Experten nur mit Reformen am Arbeitsmarkt sinnvoll. Wie groß das Problem der Jugendarbeitslosigkeit ist, zeigt sich besonders dramatisch in Spanien.

Mittagsjournal, 5.12.2012

"Wer zahlt?"

In Spanien hat jeder zweite unter 25 keinen Job, unter anderem, weil eine gewaltige Immobilienblase geplatzt ist. Eine Job- oder Ausbildungsgarantie, wie sie die EU-Kommission jetzt vorschlägt, klingt unter diesen Rahmenbedingungen unrealistisch. Helmut Hofer vom Institut für höhere Studien schätzt den Vorschlag dennoch positiv ein - "prinzipiell machbar, in gewissem Sinne eine sinnvolle Maßnahme". Es stelle sich aber die Frage, wer das Ganze finanziert. Denn bei dieser großen Zahl an arbeitslosen Jugendlichen wird eine Job- und Ausbildungsgarantie sehr teuer. Die EU-Kommission hat angeboten, Geld aus EU-Töpfen dafür bereitzustellen, aber auch dort ist das Geld nicht unbegrenzt vorhanden.

Reformbedürftiger Arbeitsmarkt

Darüber hinaus kann das nur ein kleines Mosaiksteinchen in einem Gesamtkonzept sein, sagt Helmut Hofer. Mittelfristig müsse die spanische Wirtschaft wieder wettbewerbsfähiger werden. Und auf dem Arbeitsmarkt müsse es dringend Reformen geben. Denn derzeit gebe es zwei Gruppen: jene, die keinen Job finden, und jene, die gut abgesichert in den Betrieben sitzen. Die Unternehmer könnten ihre Arbeitnehmer nur schwer kündigen, und überlegten es sich daher dreimal, jemanden neuen einzustellen. Das sei in Spanien viel stärker als in Österreich zu beobachten.

Voraussetzung Sozialpartnerschaft

Und was ist mit der Lehrlingsausbildung, die in Österreich so gut funktioniert? Kann man die nicht einfach nach Spanien exportieren, wie das zum Beispiel die Wirtschaftskammer vorschlägt? Helmut Hofer ist skeptisch, in der Vergangenheit seien solche Versuche gescheitert: Das setze eine funktionierende Sozialpartnerschaft voraus. Realistischer sei es da, dass die Ausbildungsgarantie in Spanien vor allem durch Kurse umgesetzt wird, so wie sie in Österreich vom Arbeitsmarktservice angeboten werden. Aber das ist nicht nur in Österreich ziemlich teuer und nicht immer wirkungsvoll.