ESM-Vizechef: Trotz Herabstufung optimistisch

Der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) leiht Geld, um es gegen Auflagen zu günstigen Zinsen an EU-Staaten in Notlage weiterzugeben. Zuletzt hat die Ratingagentur Moody's die Bonität des ESM herabgestuft. Der Finanzvorstand des ESM, Christophe Frankel, erwartet deswegen keine gravierenden Nachteile.

Mittagsjournal, 6.12.2012

Rettungsschirm als Dienstleister

Der studierte Finanzwissenschaftler und Physiker ist seit dem Start der EFSF vor gut zwei Jahren mit an Bord. Christoph Frankels Aufgabe besteht auch darin, als Mittler zwischen Staaten und Märkten zu fungieren. Die Funktion des ESM beschreibt er als Dienstleister für Länder, die Hilfe brauchen. Man holt sich Geld von Investoren und gibt es mit einem geringen Aufschlag und gegen Auflagen weiter.

Gestern hat der ESM zum ersten Mal Papiere an den spanischen Bankenrettungsfonds ausgegeben. Es geht in Summe um annähernd 40 Milliarden Euro. Die Papiere werden als Sicherheiten verwendet und können nicht gehandelt werden. Der offizielle Geschäftspartner des ESM ist der spanische Staat. "Es gibt ein klares Restrukturierungsprogramm für die Banken in Spanien, das den Sektor in ein paar Jahren in ein neues Gleichgewicht bringen wird, in eine neue Lage profitabel zu sein. Und wir erwarten natürlich, dass die Darlehen zurückgezahlt werden", sagt Frankel.

Frankel setzt auf Kontrolle

Frankel geht fest davon aus, dass Staaten in Schwierigkeiten geliehenes Geld retournieren: "Jedes Programm wird streng überwacht, nicht nur von den 27 EU-Mitgliedern sondern von der Kommission und der Europäischen Zentralbank. Auf diesem Weg wird strikt und permanent beobachtet, wie die Bedingungen eingehalten werden. Als Beispiel dient die Troika, die jedes Quartal prüft, in welchem Ausmaß Reformen umgesetzt sind."

Und wenn ein Land die Darlehen nicht zurückzahlen kann? Dann, so Frankel, gibt es neue Verhandlungen mit dem betroffenen Staat. Und bis zu einer Einigung fließt kein weiteres Geld.

ESM-Abstufung noch ohne Folgen

Investoren findet der ESM vor allem in Asien und Europa: Die Nachfrage internationaler Großanleger sei groß. Nach wie vor verdient der ESM zumindest mit sehr kurzfristigen Papieren ein wenig daran, wenn er Geld aufnimmt. Dass die Ratingagentur Moody's die Bonität des ESM nicht mehr mit der Bestnote bewertet kommentiert Christophe Frankel nüchtern, negative Folgen erwartet er nicht.

Frankel erklärt: "Die Reaktion des Marktes war nach der Moody's Entscheidung recht neutral, möchte ich sagen. Sie steht klar im Zusammenhang mit der Abstufung Frankreichs. Was wir von Anlegern hören ist, dass es so gut wie keinen Einfluss hat, in Anleihen der EFSF oder des ESM zu investieren."

Krise noch mindestens zwei Jahre

Wann die gröbsten Probleme gelöst sein werden - da will sich der ESM Finanzvorstand nicht festlegen. In den meisten EU Ländern hätte sich aber die Lage gebessert, sei es bei der Neuverschuldung oder dem Schuldenstand. Die Reformen würden schon viele positive Effekte zeigen und weiter Wirkung entfalten. Geht es in diesem Umfang und Tempo weiter, könnte die Krise in zwei bis drei Jahren überwunden sein.