Pakistan: Ärzte wegen Polio-Impfungen erschossen

In Pakistan mehren sich Angriffe auf Polio-Impfzentren. Allein in den letzten 24 Stunden sind sechs lokale Mitarbeiter ermordet worden. Vor allem den Islamisten im Land sind die Polio-Impfungen ein Dorn im Auge, sie werden als Einfluss des Westens abgelehnt.

Abendjournal, 18.12.2012

Es war ein gut koordinierter Angriff, erklärt der Polizeisprecher von Karachi. Fast gleichzeitig wurde auf 3 Impfzentren der Stadt das Feuer eröffnet. 5 Mitarbeiterinnen starben. Erst gestern Abend war in einem anderen Impfzentrum in den Stammesgebieten im Norden des Landes ein Helfer erschossen worden. Noch hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt, die pakistanische Polizei vermutet aber die radikal-islamische Taliban dahinter.

Die Taliban und viele islamische Geistliche in Pakistan lehnen die Polio-Kinderschutzimpfung ab. Sie sei schädlich, heißt es, die Mitarbeiter in den Impfzentren werden der Spionage verdächtigt. Die landesweiten Impfprogramme in Pakistan sind unter Verruf gekommen, nachdem vor einem Jahr ein pakistanischer Arzt eine falsche Impf-Kampagne startete, um für die CIA Informationen über den Aufenthaltsort von Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden zu erhalten.

Die pakistanische Regierung bemüht sich, das Misstrauen aus dem Weg zu räumen. Pakistan ist eines der wenigen Länder weltweit, in dem Kinderlähmung noch verbreitet ist. Allein im letzten Jahr sind dort 200 Kinder daran erkrankt. Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation versucht die Regierung in Islamabad mit Aufklärung und verstärkten Impfkampagnen die Krankheit einzudämmen. Nach den blutigen Anschlägen jetzt wurde die laufende Impfaktion aber nun ausgesetzt.