Italien: Spannende Parlamentswahl im Februar

In Italien will der scheidende Mario Monti in den Wahlkampf ziehen und eine Liste von kleinen Zentrumsparteien anführen. "Con Monti per L'Italia" (Mit Monti für Italien") will der Wirtschaftsprofessor Italiens notorisch schwaches Zentrum in Front bringen. In den Umfragen führt derzeit aber das Linke Bündnis, und Ex-Premier Silvio Berlusconi kämpft mit allen Mitteln um verlorenes Terrain. Gewählt wird in sechs Wochen, am 24. und 25. Februar. Der Wahlkampf wird heftig werden.

Mittagsjournal, 3.1.2013

Monti polarisiert

Angetreten ist er als überparteilicher Wirtschaftsprofessor, um Italien vor dem finanziellen Zusammenbruch zu retten. Rechts und Links haben ihn dabei unterstützt.

Und jetzt macht Mario Monti Wahlkampf als Parteipolitiker, an der Spitze einer Zentrumsallianz und wird von links und rechts angegriffen. Er gründe einen Rotary-Club, spottet ein Politiker aus dem linken Lager. Und Silvio Berlusconi giftet: Ein kleines Führerlein ohne Glaubwürdigkeit: "Bei seinem Antritt hat er erklärt, er würde am Ende abtreten und niemals Politik machen. Und jetzt ist er doch da mit seinen fragwürdigen Gefährten."

Aber auch der nüchterne Professor zeigt, dass er ganz schön austeilen kann: „Herr Berlusconi oszilliert zwischen widersprüchlichen Positionen mir gegenüber. Etwa wenn er kritisiert, in unserem Programm fehle der Hinweis auf den Wert der Familie - ich denke das kommentiert sich von selbst!“

Linken wie Rechten wirft Monti vor, konservative Verhinderer von Reformen zu sein: „Wesentlich ist: wer will das Land ändern, und wer bremst? die Rechte tut es, wo sie ihre Pfründe verteidigt, und die Linke bremst, wenn es ihr darum geht, einen erstarrten Arbeitsmarkt zu verteidigen.“

Berlusconi und Bersani in Nöten

In Italien entsteht mit Mario Montis Eintritt in die Politik ein neues politisches Zentrum mit katholischer Prägung. Das hat es nicht mehr gegeben, seit das alte Parteiensystem zu Beginn der 80er Jahre im Korruptionssumpf versunken.

Zwei Jahrzehnte lang haben zuletzt ein linkes und ein rechtes Lager um die Macht gekämpft. Viele Italiener, die es aus ideologischen Gründen nicht übers Herz brachten, links zu wählen, haben ihre Stimme Berlusconi gegeben. Für sie ist Montis Zentrums-Allianz nun eine willkommene Alternative, seriös, konservativ und auch im Ausland angesehen. Silvio Berlusconi macht daher keinen Hehl aus seinem Ärger, dass Monti ihm in die Quere kommt.

Aber auch das linke sozialdemokratische Lager um Pierluigi Bersani muss fürchten, Stimmen an Montis Zentrum zu verlieren. Etwa die Stimmen progressiver Katholiken, die bisher nur mit Unbehagen für Ex-Kommunisten gestimmt haben.

Bis jetzt liegt das Linke Bündnis in den Umfragen mit gut 30 Prozent klar vorne. Unsere wirklichen Gegner, sagen linke Spitzenpolitiker, sind die populistischen Parteien von Berlusconi und dem Anti-Politiker Beppe Grillo, Mario Monti ist für uns kein Gegner, sondern ein politischer Konkurrent. Beide, Monti und Bersani, haben ein gemeinsames Bündnis nach den Wahlen nicht ausgeschlossen.