Rotweißrot-Karte funktioniert nur für Sportler
Seit eineinhalb Jahren öffnet die sogenannte Rotweißrot-Karte Schlüsselarbeitskräften die Türen nach Österreich. Doch so richtig zufrieden ist die Wirtschaft mit der Karte nicht. Im Ministerrat wurde diese Woche eine Verbesserung beschlossen, auch die Arbeitgeber sollen künftig die Rotweißrot-Karte beantragen können. Bezeichnenderweise ist derzeit die Gruppe der Profisportler einer der größten Nutznießer der Karte.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 2.2.2013
Angaben widersprechen sich
Schlüsselarbeitskräfte soll sie ins Land bringen, die Rotweißrot-Karte, das betonte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner diese Woche wieder einmal bei einer ÖVP-Veranstaltung. Doch die Wirtschaft klagt über Verzögerungen und bürokratische Hürden, die sich auch in den Angaben der zuständigen Ressorts über die Zahl der ausgestellten Karten widerspiegeln.
Exakt 1.500 gültige Rotweißrot-Karten seien mit Stichtag 31. Dezember 2012 vergeben worden, sagt das Innenministerium. Das Sozialministerium nennt hingegen knapp 2.700 positiv erledigte Anträge. Von dieser Zahl geht auch die Wirtschaftskammer aus. Faktum ist, dass die Karten immer nur für zwölf Monate ausgestellt werden und dass die Erledigung durch die Zuwanderungsbehörden weitere Zeit braucht.
Anwalt: "Sportler fast automatisch genug Punkte"
Sechs Wochen war die Frist für die Ausstellung ursprünglich, sie ist auf acht Wochen verlängert worden, aber auch die werden oft nicht eingehalten. Der Wiener Rechtsanwalt Elmar Drabek, Spezialist für Niederlassungsrecht, kritisiert auch Verzögerungen wegen der Antragstellung aus dem Ausland. In manchen Fällen müssten die Antragsteller mit bis zu zwanzig Wochen rechnen, so Drabek.
Klaglos funktioniert die Rotweißrot-Karte derzeit vor allem für Profisportler aus dem Ausland. Fast 350 Karten entfallen auf Turn- und Sportberufe, so heißt das im Amtsdeutsch. Das sind mehr als zehn Prozent. Als Profisportler oder Trainer bekomme man im System der Rotweißrot-Karte viele Punkte gutgeschrieben, weiß Elmar Drabek: "Das führt in der Praxis dazu, dass wenn man über rudimentäre Englischkenntnisse verfügt und, was bei Profisportlern meistens der Fall ist, etwas jünger ist, dass man dann automatisch die erforderliche Punkteanzahlt erfüllt, obwohl die Rotweißrot-Karte für eine andere Zielgruppe gedacht war."
Weiter Einbürgerungen für das Nationalteam
Sozialminister Rudolf Hundstorfer, als Präsident des Wiener Handballverbandes und ehemaliger aktiver Handballer quasi vom Fach, versucht zu relativieren: "Die Sportvereine waren die ersten, die das natürlich blitzartig gemacht haben. Das hat sich jetzt in die normale Relation der Rotweißrot-Kartenbezieher eingependelt." Das sei Teil des Systems und er sei froh, dass es so ist, sagt Hundstorfer.
Schließlich hält Österreich große Stücke auf seine Sportler, ob in- ausländisch oder eingebürgert. Hundstorfer: "Es wird wahrscheinlich passieren, dass man im Jahr ein, zwei Spitzensportler einbürgert, die schon länger da sind und die man für das Nationalteam brauchen kann." In diesem Fall wäre die Rotweißrot-Karte nämlich zu wenig rotweißrot und keine Alternative.