Fußball Wettskandal: 20 Verdächtige
Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt seit fast drei Jahren wegen Verdachts des organisierten Fußball-Wettbetrugs in Österreich. Und wie jetzt nach einer Pressekonferenz der europäischen Polizeibehörde Europol bekannt geworden ist, ist die Zahl der Verdächtigen auf rund 20 gestiegen - vor allem Fußball-Spieler und Hintermänner, die mit der organisierten Kriminalität und auch der Drogenkriminalität aus Asien zusammenarbeiten.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 5.2.2013
Immer mehr Verdächtige
Vor allem indem er ein Foul begeht, kann ein bestechlicher Fußballspieler Geld verdienen. Man kann nämlich darauf wetten, welche Mannschaft einen Elfmeter bekommt oder welche die erste gelbe Karte. Die höchsten Quoten sind aber mit Ergebnis-Wetten zu erzielen, sagen Ermittler des Bundeskriminalamts. Besonders in Asien, da ist die Höhe der Wetteinsätze nämlich nicht gedeckelt. Und so soll laut Europol ein kriminelles Netzwerk hauptsächlich in Singapur hinter dem bisher größten europäischen Wettskandal stecken. Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt schon seit Anfang 2010 - aber gegen immer mehr Verdächtige, sagt Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Bacher: "Die Verdachtsmomente wurden immer umfangreicher, es sind immer mehr Spieler dazu gekommen und andere Personen angezeigt worden, so dass sich mittlerweile das Verfahren gegen 20 Beschuldigte richtet."
Details gibt die Staatsanwaltschaft nicht bekannt. Klar ist: Wichtige Hinweise bei den Ermittlungen erhält sie durch das sogenannte Wett-Monitoring, mit dem versucht wird, besonders hohe Wetteinsätze zu orten. Ursprünglicher Auslöser für die Ermittlungen in Österreich waren aber Ermittlungen in Deutschland und Aussagen des dort bereits verurteilten kroatischen Wettpaten Ante Sapina.
Kapfenberg gegen Austria
Das europaweit höchste Bestechungsgeld ist laut Europol an einen Fußballer bei einem Match Kapfenberg gegen Austria gezahlt worden - vermutlich im Jahr 2009 und in bar. Staatsanwalt Bacher spricht von generell zwei zentralen Verdachtsmomenten: "Vorwiegend besteht Betrugsverdacht, dass Fußballspiele manipuliert wurden und darauf Wetten gesetzt wurden. Es wird aber auch wegen Geldwäscheverdachts ermittelt, dass die gewonnenen Beträge dann von bestimmten Personen verschoben wurden."
Im allgemeinen agieren ehemalige Spieler oder ehemalige Trainer als Kontaktmänner zu den Fußballern, sagt Dieter Csefan vom Büro gegen organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt. Oft würden gezielt Fußballer ausgesucht, die Schulden haben und geködert mit teuren Uhren und Autos. Und wenn ein Spieler sich einmal hat kaufen lassen, dann habe ihn die Wettmafia in der Hand. Immerhin gegen Funktionäre wird in Österreich nicht ermittelt, sagt Staatsanwalt Bacher: "Nach meinen Informationen sind keine Funktionäre von Fußballvereinen und Schiedsrichter darunter."
Bisher niemand verhaftet
Während es in Asien schon gelungen ist, einzelne Hintermänner auszuforschen, wurde in Österreich bisher niemand verhaftet. Es sei schwer, den Betrug durch eine Kette von Indizien nachzuweisen, sagen die Ermittler - wie immer dann wenn Bargeld im Spiel ist und Zahlungen verschleiert werden. Umso wichtiger sei Bewusstseinsbildung unter den Fußballern, dafür dass durch Wettmanipulation andere Spieler geschädigt werden und vor allem auch das Image des Fußballs.