Spitalsärzte fordern Ambulanzgebühr

Wegen der geplanten Gesundheitsreform steigen nun die Spitalsärzte auf die Barrikaden. Sie verlangen, dass der Zugang zu den Spitalsambulanzen eingeschränkt wird, weil diese schon an der Belastbarkeitsgrenze seien. Der Vizepräsident der Ärztekammer und Obmann der angestellten Ärzte, Harald Mayer, fordert, notfalls eine reformierte Ambulanzgebühr wieder einzuführen.

Ein Ambulanzhinweisschild am AKH

(c) Newald, APA

Morgenjournal, 5.2.2013

Nicht mit Schnupfen in Ambulanz

Die Spitalsambulanzen seien heillos überlastet, sagt Mayer, weil Patienten etwa am Wochenende oder in der Nacht nicht nur bei Notfällen, sondern bei "jedem Wehwehchen" in die Ambulanzen kämen. Mayer: "Man wird den Patienten vermitteln müssen, dass sie alles bekommen können, was medizinisch rund um die Uhr notwendig ist. Und das ist eben nicht die Heiserkeit, der Schnupfen, der eingewachsene Zehennagel, Bauchschmerzen seit drei Wochen.."

Patienten "umschulen"

Die Gesundheitsreform werde statt der versprochenen Entlastung nur zusätzliche Belastungen für die Ambulanzen bringen, fürchtet der Spitalärztevertreter: "Die Patienten werden noch mehr in die Ambulanzen laufen, als sie es heute schon tun", weil es keine zusätzliche Verträge für Kassenärzte geben soll. Mehr als 1.000 zusätzliche Kassenverträge wären aber notwendig, wie die Ärztekammer sagt. Harald Mayer fordert Zugangsbeschränkungen für die Spitäler, die Ambulanzen müssten auf das reduziert werden, was sie sind, nämlich Notfallambulanzen. Die Patienten seien jahrzehntelang in die Spitalambulanzen geleitet worden, nun müsse man sie umschulen und zu den praktischen Ärzten umleiten, auch in der Nacht und am Wochenende. Mayer weist darauf hin, dass dafür ein Ärztenotdienst eingerichtet sei. "Vielleicht muss auch der attraktiver gestaltet werden. Fakt ist, dass die Patienten, wenn ich im System sinnvoll sparen will, nicht in die teuerste Einrichtung als erstes ungefiltert kommen sollen."

Neuauflage der Ambulanzgebühr

Nun brauche es ein klares Bekenntnis und auch Taten, dass die Ambulanzen entlastet werden, fordert jetzt der Ärztekammerchef der angestellten Ärzte und warnt davor, dass es ohne Gegensteuern zu einem Kollaps des System kommen werde. Eine Möglichkeit wäre etwa eine neue Ambulanzgebühr, allerdings nicht so wie das letzte Mal, diese sei wegen der vielen Ausnahmen ein Rohrkrepierer gewesen. Mayer: "Ich halte das nicht für unmöglich und nicht für sinnlos, wenn es anders aufgesetzt ist als das letzte Mal, wenn es dazu führt, dass die Patienten strukturiert ins System kommen."

Vor Jahren hat eine Ambulanzgebühr zu einem ziemlichen Chaos geführt, weil die Ambulanzen nicht entlastet wurden und es zahlreiche Ausnahmen gab. Diese Ambulanzgebühr in der Höhe von gut zehn bis 18 Euro wurde von Verfassungsgerichtshof damals wegen Unrechtmäßigkeit aufgehoben.