Machtspiele um Papstnachfolge

48 Stunden nach der überraschenden Bekanntgabe des Rücktritts von Papst Benedikt 16. sind die Machtspiele um die Nachfolge voll entbrannt. Kandidaten aus der dritten Welt haben eher Außenseiterchancen, viele im Vatikan meinen, es sollte langsam aber sicher wieder ein Italiener Papst werden. Außenseiterchancen haben vielleicht Lateinamerikaner.

Ein Italiener gilt als wahrscheinlich

Seit 48 Stunden dreht sich im Vatikan alles nur um die Frage - wer wird der neue Papst? Hier kann man nur spekulieren. Von den 117 wahlberechtigten Kardinälen sind sehr viele Italiener. Und natürlich wird man sich sagen, nach einem Vierteljahrhundert polnischer Herrschaft und acht Jahren Deutschland sollte wieder einmal ein Italiener zum Zug kommen. Falls das passiert - und das ist das wahrscheinlichste Szenario - bleibt noch die Frage, ob es ein konservativer oder ein liberaler Papst wird. Die meisten italienischen Papabili sind eher konservativ. Wer heraussticht, ist Angelo Scola, Erzbischof von Mailand, zuvor Patriarch von Venedig.

Angelo Scola - Erzbischof von Mailand

Mailand hat ein bisschen einen Sonderstatus in Italien, der liberale Geist des Heiligen Ambrosius, der immer als Gegenpol zum konservativen Rom galt, ist traditionell. Scola: "Ich zitiere gerne aus Umberto Ecos Namen der Rose, vor allem das Thema: Die Propheten und jene, die bereit sind, für die Wahrheit zu sterben."

Tarcisio Bertone – Kardinalstaatssekretär im Vatikan

Konservativ ist der zweite Mann im Vatikan, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, ein machtbewusster Hausherr und ehemaliger Bischof in Genua. "Das Wort Krise ist Allgemeingut geworden. Aber man spricht immer nur von der Wirtschaftskrise", sagt er und meint, es gebe auch eine Krise der moralischen Werte.

Zu früh für afrikanischen Papst?

Die meisten katholischen Zuwächse sind in Asien, Afrika und Lateinamerika. Dort ist die katholische Welt noch in Ordnung. Für einen Afrikaner als Papst ist es vielleicht zu früh - interessant, dass immer die gleichen Namen genannt werden, wie schon bei der vergangenen Papstwahl vor acht Jahren. Francis Arinze aus Nigeria, der aber mittlerweile über 80 ist. Neu ist der Name Peter Turkson aus Ghana.

Asiatische Kandidaten, wie sie vor acht Jahren im Gespräch waren, aus Südkorea beispielsweise, werden nicht mehr genannt.

Interessant ist Lateinamerika. Doch die Kandidaten von dort sind alle als eher konservativ einzustufen - die linke Befreiungstheologie der 1980er Jahre ist versandet.

Jorge Mario Bergoglio - Erzbischof von Buenos Aires

Angeblich soll bei der vergangenen Papstwahl vor acht Jahren, als Ratzinger gewann, der Hauptkontrahent Jorge Mario Bergoglio gewesen sein, der Erzbischof von Buenos Aires. Der gilt - für lateinamerikanische Verhältnisse - als liberal.
"Es geht nicht um niedrige Eigeninteressen", sagte er einmal in einer Predigt. Bergoglios Vorteil: Italienische Vorfahren.

Der österreichische Kardinal Christoph Schönborn

Was ist mit Kardinal Schönborn? Je mehr man über den österreichischen Kardinal Christoph Schönborn redet, desto mehr schwinden seine Chancen. Schönborn ist im Vatikan gut vernetzt, aber wer dort viele Freunde hat, hat auch viele Feinde. Und zweitens: Nicht schon wieder ein Deutscher beziehungsweise ein deutschsprachiger.

Mittagsjournal, 13.2.2013