Adoptionen: Karl gegen Totalreform
Nach dem Urteil des Straßburger Menschenrechtsgerichts über das Adoptionsrecht homosexueller Paare tut sich in der Regierung ein neues Streitthema auf. Während Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) auf eine Totalreform des Adoptionsrechts drängt, will Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) nur eine Minimalreparatur des Gesetzes.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.2.2013
Justizministerin Beatrix Karl im Gespräch mit Wolfgang Werth
Keine Adoption fremder Kinder
Die Justizministerin will und muss nach dem Straßburger Urteil die Rechtslage in Österreich entsprechend anpassen. Im Ö1-Interview kündigt sie an: "Ich öffne die Stiefkind-Adoption für Homosexuelle, sage aber gleichzeitig auch dazu: Die reguläre Adoption bleibt heterosexuellen Ehegatten vorbehalten." Dass gleichgeschlechtliche Paare auch fremde Kinder adoptieren, will Karl also weiter verbieten, auch wenn diese Frage in der aktuellen Diskussion auf der Hand liegt: "Was einmal in der Zukunft vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte landen wird, das kann man heute nicht beantworten." Jetzt gehe es darum, ein Urteil umzusetzen, das gestern gefällt wurde. "Und das werde ich tun", so Karl.
Vater, Mutter, Kind
Die SPÖ-Forderung nach Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren weist Karl zurück und verweist darauf, dass es mit der eingetragenen Partnerschaft ein sehr gut funktionierendes Modell gebe. "Und da war die ÖVP mit dabei", weist Karl Vorwürfe zurück, dass die ÖVP in diesen Fragen auf der Bremse steht. Aber sie hebt hervor, "dass die Ehe das Modell ist, das im Mittelpunkt unserer familienpolitischen Überlegungen steht. Weil unser Idealbild der Familie besteht aus Vater, Mutter und Kind. Das heißt, wir akzeptieren andere Lebensentwürfe, forcieren sie aber nicht."