Grillos Anhänger feiern Wahlerfolg
Beppe Grillo, für dessen Protestbewegung "Fünf Sterne" fast jeder fünfte Italiener votiert hat, ist der wahre Sieger der Parlamentswahlen. Die Gruppierung des Starkomikers rückt zum Zünglein an der Waage im Parlament auf. Eine Regierungsbeteiligung kommt für sie nicht in Frage, was das Politpatt in Italien noch verschärft.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.2.2013
Stärkste Einzelpartei
Im Senat holte die "Fünf Sterne-Bewegung" aus dem Stand über 23,7 Prozent. In der Abgeordnetenkammer kam sie auf 25,55 Prozent und zieht als stärkste Einzelpartei ein. Fast jeder fünfte Italiener hat aus dem Urnengang damit eine Protestwahl gemacht - denn der 64-jährige Grillo steht für die Ablehnung der politischen Klasse Italiens. "In dreieinhalb Jahren sind wir zur absolut stärksten Partei im Land aufgerückt", erklärte der Kabarettist stolz. Grillo könnte jetzt zum Zünglein an der Waage in Italiens politischem System aufrücken. Eine Beteiligung an der Regierung ist aber so gut wie ausgeschlossen: Das würde Grillos Grundsätzen widersprechen - und die anderen Parteien dürften sich darauf nicht einlassen. "Diese Wahl ändert die Geschichte des Landes. Ehrlichkeit wird in Italien wieder hoch im Trend sein", erklärte der Internetaktivist per Twitter.
"Sauberkeit siegt"
Der Literatur-Nobelpreisträger Dario Fo feierte den überraschend großen Erfolg der Protestbewegung, die er im Wahlkampf aktiv unterstützt hatte. In Mailand waren Fo und seine Frau Franca Rame an Grillos Seite aufgetreten. "Das ist ein außerordentlicher Erfolg der Jugend. Sauberkeit siegt endlich in Italien", sagte Fo, der Grillos Wahlkampf aktiv unterstützt hatte. "In Italien muss alles geändert werden. Die Legislaturperiode könnte wegen der politischen Instabilität kurz werden. Inzwischen muss man aber neue Wege erfinden, um Italiens politische Institutionen zu erneuern", sagte Fo.
"Der Parlamentseintritt von Grillos Aktivisten wird starke Auswirkungen haben, wenn sie kompakt bleiben und sich nicht verlieren. Grillos Bewegung ist nicht in der Lage, das Land zu regieren. Ihre Wähler hoffen jedoch, dass sie eine gute Opposition führen wird", kommentierte der Starjournalist und Berlusconi-Feind Marco Travaglio.
Zusammenarbeit fraglich
Der Erfolg der Grillo-Truppe überrascht auch die schärfsten Kritiker des Erfolgsbloggers, die jetzt Dialogbereitschaft signalisieren. "Grillo vertritt Ideen in Bezug auf den Kampf gegen die Privilegien der Politiker, die wir teilen. Es könnte diesbezüglich zu einer Zusammenarbeit kommen", sagte der lombardische PdL-Politiker Mario Mantovani. Der Chef der Zentrumspartei Pierferdinando Casini äußerte die Hoffnung, dass die "Fünf Sterne"-Bewegung nicht das "Kapital von Sympathie" verschwenden werde, das sie während des Wahlkampfes erobert habe.
Die "Grillini", wie sich die Anhänger des Genueser Kabarettisten nennen, schlossen jedoch eine Kooperation mit dem Mitte-rechts-Block um Silvio Berlusconi aus. "Ein Dialog mit Berlusconi ist unwahrscheinlich. Berlusconi schlägt nie Ideen vor, die für die Gemeinschaft nützlich sind", kommentierte der Grillo-Kandidat Alessandro Di Battista in Rom. Er sparte auch nicht mit Kritik an der Mitte-Links-Allianz. Sie habe in all diesen Jahren kein Gesetz zur Bekämpfung von Berlusconis Interessenskonflikten verabschiedet. (Text: APA, Red.)