Pensionskonto: Böses Erwachen droht
Erwerbstätige unter 59 haben in Österreich ein Pensionskonto, das mit Hilfe einer Bürgerkarte problemlos eingesehen werden kann. Das machen bisher noch nicht so viele, aber ab 2014 wird es interessant, das Pensionskonto anzuschauen. Denn bisherige Übergangsregelungen laufen aus, die Konten werden umgestellt - und man wird sehr genau wissen, wie viel Pension man zu welchem Zeitpunkt des Pensionsantritts haben wird. Für bestimmte Gruppen kann das ein böses Erwachen geben.
8. April 2017, 21:58
(c) Schlager, APA
Morgenjournal, 2.3.2013
Lebensdurchrechnung ab 2014
Wem heuer ein Pensionswert von monatlich angenommen tausend Euro gutgeschrieben wird, der wird auch 2014 nach der Umstellung diese tausend Euro auf seinem Pensionskonto finden. Das sagt die Pensionsversicherung, und das bestätigt auch der anerkannte Pensionsexperte Bernd Marin. Denn die Lebensdurchrechnung, die ab 2014 für alle gilt, bringe eine bedeutend bessere Bewertung von weiter zurückliegenden Versicherungszeiten. Marin sagt, jedes Jahr stehe für etwa ein Prozent. Über das Leben gerechnet ergebe das 30 bis 40 Prozent. Das kompensiere die Lebensdurchrechnung, die per se zu einer gewissen Verringerung führen könnte.
Verlierer mit geringem Erwerbsleben
Bei einer kleinen Gruppe könnte es Verluste geben, die aber mit 3,5 Prozent limitiert sind. Marin über typische Betroffene: jene mit sehr wenigen frühen guten Jahre und danach kein Erwerbsleben mehr oder eine Teilzeitakademikerin mit ein paar guten Jahren und den Rest an der Geringfügigkeitsgrenze – diese Gruppen würden verlieren.
Bis unter die Armutsgrenze
Man muss aber gar nicht zu der kleinen Gruppe der Verlierer gehören. Viele Versicherte werden auch so aus allen Wolken fallen, wenn sie auf ihr Pensionskonto schauen und sehen, wie wenig sie dort angespart haben. Ein Effekt, den sich Finanzberater schon zunutze gemacht haben, die offensiv mit der Freischaltung von Bürgerkarte und Pensionskonto geworben haben. Eine Praxis, die das Bundeskanzleramt jetzt abstellen will. Pensionsexperte Bernd Marin über die Gruppe, die sich am meisten wundern wird: Menschen mit stark unregelmäßige unterbrochenen Berufskarrieren – typischerweise sind das Frauen, die in der Kinderpause Jahrzehnte zu Hause bleiben, oder ganz aus dem Berufsleben ausscheiden. Oder auch Teilzeitbeschäftigte.
Diesen Versicherten drohen laut Marin Pensionen unterhalb der Armutsgrenze. Das sei zwar immer schon so gewesen, aber nicht so klar ersichtlich. Das könnte einen Anreiz schaffen, die nichterwerbstätigen Zeiten kleiner zu halten.
Großzügige Kindererziehungszeiten
Pro Kind werden vier Jahre, bei Zwillingen sind es fünf - an Erziehungszeiten für die Pension angerechnet. Heuer in Höhe von monatlich 1.614 Euro, die Jahr für Jahr aufgewertet werden. Wer den Wiedereinstieg in den Beruf schafft, kann davon profitieren. Bernd Marin sagt, die Ersatzzeiten für Kindererziehung sind in Österreich sehr großzügig. Die Ersatzzeiten seien auch additiv: eine junge Frau und Mutter, die gleichzeitig berufstätig ist bekommt die Kinderersatzzeiten und die Beitragsleistungen aus der Erwerbstätigkeit gutgeschrieben.
Und die Kindererziehungszeiten sollten daher auch in dem Fragebogen angegeben werden, den die Pensionsversicherung derzeit an rund zwei Millionen Versicherte verschickt.