Festnahme nach Bolschoi-Säureanschlag

Eineinhalb Monate nach dem Säureanschlag auf den Ballettdirektor des Moskauer Bolschoi-Theaters hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Er soll aber nicht zur weltberühmten Ballett-Gruppe gehören - die Polizei hatte in diese Richtung ermittelt. Mitte Jänner war dem Ballettchef Schwefelsäure ins Gesicht geschüttet worden, er erlitt schwere Augenverletzungen. Bisher war man von einer Intrige als Motiv ausgegangen.

Mittagsjournal, 5.3.2013

Knappe Auskunft

Der Tatverdächtige wurde in einem Moskauer Vorort verhaftet und wird derzeit verhört. Die Behörden geben nur knapp Auskunft: "Im Zuge der Ermittlungen um den Säureanschlag auf Sergej Filin wurde ein Verdächtiger zur Polizei gebracht. Er wird jetzt einvernommen", sagt Maxim Koloswetow von der Moskauer Polizei. Die notwendigen Untersuchungen laufen.

Details zum Verdächtigen gibt die Polizei noch nicht bekannt. Russische Medien zitieren jedoch anonyme Quellen in den Ermittlungsbehörden, wonach der Festgenommene kein Mitglied der Ballettgruppe des Bolschoi sei. Auf die Spur des mutmaßlichen Täters sei die Polizei durch die Überprüfung der Telefonverbindungen am Tag der Tat gekommen. Die Sprecherin des Bolschoi Theaters, Jekaterina Nowikowa, bezeichnet den der Fahndungserfolg als gute Nachricht, die hoffen lasse, dass nun auch der Drahtzieher des Anschlags gefunden werde.

Hort der Intrigen

Am 17. Jänner schüttete ein maskierter Täter dem 42-jährigen Ballettdirektor Filin vor seinem Wohnhaus in Moskau Säure ins Gesicht. Filin erlitt schwerste Augenverletzungen und befindet sich derzeit zur Behandlung in einer Klinik in Aachen in Deutschland. Sowohl die Leitung des Bolschoi Theaters als auch die Polizei vermuteten von Anfang an theaterinterne Machtkämpfe als Tatmotiv. Zuletzt wurden mehrere Mitglieder der Ballettgruppe als Zeugen vernommen, unter anderem auch der Startänzer Nikolai Ziskaridse. Wobei sich er undTheaterdirektor Anatoli Iksanow gegenseitig öffentlich beschuldigen, möglicherweise hinter dem Anschlag zu stehen.

Das berühmte Moskauer Bolschoi Theater war in seiner Vergangenheit immer wieder Schauplatz von Intrigen und Konkurrenzkämpfen. Nicht zuletzt wurde auch die jüngste Generalsanierung des Theaters von Korruptionsvorwürfen überschattet.