Neue Datenbank über Holocaust-Opfer

Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) hat sein Online-Angebot deutlich erweitert: Die Schicksale von 75.000 Opfern des NS-Regimes sind nun weltweit und kostenlos auf der Webseite des DÖW einsehbar.

Mittagsjournal, 6.3.2013

Umfassende Sammlung

Es ist das Ergebnis jahrelanger intensiver Forschungsarbeit , das das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes nun online stellt. Fast 75.000 vom NS-Regime getötete oder verfolgte Personen sind erfasst mit Details zu Deportationszielen, Todesorten und - wenn bekannt - auch den Tätern, sagt Brigitte Bailer, die Wissenschaftliche Leiterin des DÖW: "In dieser Totalität waren diese Namen bis jetzt nicht bekannt. Und was auch nicht bekannt war, war die zahlenmäßige Dokumentation."

Und die weltweite Recherche nach Details zum Schicksal der NS-Opfer wird weitergehen, sagt Bailer: "Es geht insoferne weiter als wir sicher sein können, dass die nun vorliegenden Rahmen nicht alle sind, weil es große Quellenprobleme mit den Akten der Militärjustiz gibt. Ist auch verständlich. Ein Feldgericht hat beim Rückzug 1944/45 andere Sorgen gehabt, als die Gerichtsurteile, die es gefällt hat, mitzunehmen." Andererseits seien diese Akten auf viele europäische Archive verteilt.

Zahlen erhalten ein Gesicht

Natürlich hat das Projekt auch die Funktion eines virtuellen Gedenkortes, sagt Helmut Wohnout, Geschäftsführer des ebenfalls daran beteiligten Karl-von Vogelsang -Instituts: "Diese Datenbank nennt nicht nur Zahlen, das ist wichtig, aber sie nennt auch die Namen und gibt damit den zahlen ein Gesicht. Und das scheint mir ganz entscheidend zu sein, denn mit diesen Namen verbinden sich die Schicksale von tausenden Österreichern, die durch den Totalitarismus der nationalsozialistischen Diktatur in oft grausamer Art zu Tode gekommen sind."

Gutes Recherche-Werkzeug

Zielgruppe sind alle von Schülern über Hinterbliebene bis zu Forschern, sagt Brigitte Bailer, und stellt fest: "Es ist ein gutes Recherche-Tool für Schulklassen, die die Geschichte des Nationalsozialismus in ihrem Bezirk oder Dorf recherchieren möchten. Sie bietet auch eine gute Recherchemöglichkeit, die den Opfern ein Denkmal setzen wollen, aber auch für Wissenschaftler und Journalisten."

Zugegriffen wurde schon bisher pro Jahr mehr als eine halb Million mal aus allen fünf Kontinenten, neben Österreich vor allem aus Israel, den USA und Großbritannien.

Service

DÖW