Kostendruck: Ärztekammer gegen Stöger

Patienten hätten ein Recht auf volle Leistung, die ärztliche Entscheidung gehe vor dem Sparzwang der Verwaltung, sagt Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ). Das kritisiert nun wiederum die Ärztekammer: Selbstverständlich führe der gesteigerte Kostendruck zu Auswüchsen wie einer Kontingentierung bei teuren Hüftgelenken, sagt Ärztekammerpräsident Arthur Wechselberger.

Morgenjournal, 23.3.2013

"Schon immer gewarnt"

Wenn man Wirtschaftlichkeit als Hauptziel im Gesundheitsbereich definiert, dann dürfe man sich nicht wundern, wenn so etwas wie eine Begrenzung bei Hüftgelenken rauskommt, sagt Wechselberger: "Das ist das, wovor wir schon immer gewarnt haben. Wenn ich die Mittel verknappe, ist der nächste Schritt, dass es zu Kontingentierungen und Rationierungen kommt."

In dieser krassen Form wie in Oberösterreich sei es ihm in seiner Zeit als Präsident zwar noch nie untergekommen, aber er höre immer wieder, "dass die Administration von Krankenhäusern und die ökonomische Leitung sehr wesentlich in die Entscheidungen eingreifen, welche Medikamente und Medizinprodukte eingekauft werden."

Ärzte beschweren sich

Das heißt laut Wechselberger, dass die Krankenhausverwaltung zwar nicht direkt, sehr wohl aber indirekt mitredet, welche Behandlung die Ärzteschaft den Patienten angedeihen lässt: "Indem sie für ein Haus nur bestimmte Produkte oder Medikamente verfügbar machen. " Wechselberger bestätigt damit auch den Sprecher der österreichischen Patientenanwälte, Gerald Bachinger, der sagt, dass wirtschaftliche Vorgaben Auswirkungen auf ärztliche Entscheidungen haben. Auch würden sich immer wieder Ärztinnen und Ärzte bei der Kammer über den wachsenden wirtschaftlichen Druck beschweren, "auch abseits der Dienstzeiten". Also auch wann und wofür teure Medizinprodukte einzusetzen sind oder eben nicht.

System von Beschränkungen

Wenn Gesundheitsminister Stöger fordert, dass Ärzte bei der Behandlung nicht begrenzt werden dürfen, widerspreche das einfach den praktischen Erfahrungen, so der Ärztekammerpräsident: "Wir haben andere Erfahrungen. Wir leben in einem System, wo im niedergelassenen Bereich im Rahmen der Verschreibbarkeit von Medikamenten natürlich Beschränkungen gegeben sind, und wie wir sehen, auch im Bereich von Krankenanstalten beim Einsatz von Medizinprodukten nicht nur medizinische Grübe zur Anwendung kommen, sondern auch ökonomische.

Die Ärztekammer fordert statt geheimer Kontingentierungen eine Offenlegung, was leistbar ist und was nicht: "Der Patient und auch die Bevölkerung ist hier aufzuklären, dass wir uns nicht alles leisten können. Und es sin objektive, offene, für jeden nachvollziehbare Kriterien zu erstellen, die erklären, was man anwenden kann und was nicht", sagt Arthur Wechselberger.