UniCredit-Chef für Italien vorsichtig optimistisch

Mehr als fünf Wochen ist es her, dass in Italien ein neues Parlament gewählt wurde. Doch seitdem lähmt die politische Patt-Stellung zwischen den Parteien das Land. Ob der wirtschaftliche Reformkurs von Noch-Regierungschef Mario Monti fortgesetzt wird, steht noch in den Sternen. UniCredit-Chef Federico Ghizzoni ist trotzdem optimistisch, was die Zukunft Italiens auf dem Weg aus der Krise betrifft.

Mittagsjournal, 4.4.2013

Neue Regierung nicht in Sicht

Als Banker braucht man in Italien derzeit wohl gute Nerven, denn das Land ist nach wie vor eines der größten Sorgenkinder im Euro Raum. Und die politische Unsicherheit könnte noch einige Monate lang andauern, sagt Federico Ghizzoni, Chef der UniCredit, der fünftgrößten Bank in Europa: "Der Ausgang der Parlamentswahlen macht die Dinge schon schwierig. Dazu kommt dann noch, dass auch der Präsident neu gewählt werden muss. Und das wird die Regierungsbildung noch weiter verzögern. Und wenn es gar nicht möglich ist, sich auf eine Koalition zu einigen, werden wir noch einmal wählen müssen. Das ist so in einer Demokratie."

Um wieder aus der wirtschaftlichen Misere herauszukommen, seien Reformen für das Land dringend notwendig. Neu erfinden müsse man hier aber nichts. Sondern nur die Reformen umzusetzen, die Mario Monti bereits auf den Weg gebracht hat - Stichwort: Arbeitsmarkt oder Pensionssystem. Wichtig sei aber auch eine schlankere Verwaltung. Und - last not least - der Kampf gegen Steuerhinterziehung und Korruption.

Ghizzoni trotzdem optimistisch

Doch was passiert, wenn weiterhin nicht viel passiert in Italien? Werden die Finanzmärkte das Land dann wieder ins Visier nehmen? Das glaube er nicht, sagt Ghizzoni: "Ich sehe da keine großen Risiken: Die Zinsen, die Italien seinen Geldgebern zahlen muss, sind derzeit sehr stabil. Und die Situation in der Euro-Zone hat sich generell verbessert - denn Spekulationen rund um einen Zerfall der Euro-Zone sind vom Tisch. Dazu kommt, dass Italien bei allen wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch erste Anzeichen einer Erholung zeigt - zum Beispiel im Export."

Und Ghizzoni glaubt auch nicht, dass die UniCredit durch die Krise und die politische Unsicherheit in ernsthafte Turbulenzen kommen könnte - auch wenn die Bank alles in allem italienische Staatsanleihen über 40 Milliarden Euro in ihren Büchern hat - die bei einer Pleite Italiens massiv an Wert verlieren könnten: "Natürlich bin ich mit der aktuellen Situation nicht glücklich, aber jede Krise bringt auch Chancen mit sich. Natürlich steigen die Kosten für unser Risiko-Management. Aber wir sind sehr gut mit Kapital ausgestattet und wir profitieren davon, dass Mitbewerber nicht so gut aufgestellt sind. Und vergessen Sie nicht, dass Nord-Italien nach wie vor eine wirtschaftlich starke Region ist und dass viele Export-Unternehmen wieder besser verdienen als noch vor einem Jahr."

Außerdem habe man genügend Rücklagen für faule Kredite gebildet. Viele Anleger sind aber offensichtlich nicht ganz so optimistisch wie der UniCredit-Chef. Denn die Aktie des Konzerns ist seit knapp fünf Jahren auf Talfahrt. War eine Aktie 2008 noch knapp 50 Euro wert, sind es heute nur mehr an die vier Euro.