Portugal: Alternativer Sparkurs
Nachdem das portugiesische Verfassungsgericht vier Sparbeschlüsse der Regierung gekippt hat, kündigt Ministerpräsident Passos Coelho harte Einschnitte im Staatshaushalt an. In einer TV-Rede schloss er aber Steuererhöhungen und ein zweites Rettungspaket für Portugal aus. Nach Schätzungen fehlen dem Land 1,25 Milliarden Euro.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 8.4.2013
Keine Steuererhöhungen
Die Regierung werde die Ausgaben in den Bereichen Sozialversicherung, Gesundheit, Bildung und staatliche Betriebe senken. Sie werde alles tun, um zu verhindern, dass das Euro-Krisenland bei der EU ein zweites Hilfegesuch stellen müsse. Passos Coelho warf den Verfassungsrichtern vor, die wirtschaftliche Erholung des Landes in Gefahr gebracht zu haben. Das Gericht hatte am Freitag mehrere Sparmaßnahmen im Budget 2013 für verfassungswidrig erklärt. Dadurch entstand im öffentlichen Haushalt eine Deckungslücke von etwa 1,3 Milliarden Euro. Passos Coelho betonte, die Regierung sei dagegen, diese Lücke mit Steueranhebungen zu schließen, weil dies die Chancen zu einer Erholung der Wirtschaft schmälere.
Regierung unter Druck
Das Urteil verschärfte die Lage in dem Euro-Krisenland, das sich bei der EU zu einem harten Sparkurs verpflichtet hatte. Präsident Cavaco Silva sprach sich trotz der Zuspitzung der Finanzkrise gegen eine Ablösung der Regierung und gegen Neuwahlen aus. "Die Voraussetzungen sind gegeben, dass die Regierung bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt bleibt", sagte der Staatschef nach einem Krisentreffen mit dem Premierminister.
Der sozialistische Oppositionsführer António José Seguro verlangte den Rücktritt der Regierung und Neuwahlen. Portugal hatte 2011 von der "Troika" aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) ein 78-Milliarden-Euro-Hilfspaket erhalten. Im Gegenzug musste das ärmste Land in Westeuropa sich bei den Geldgebern zu einer drastischen Sparpolitik verpflichten, um das Haushaltsdefizit abzubauen und die Staatsfinanzen zu sanieren. (Text: APA, Red.)
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