Zweifel an Eignungstest für Lehrer

Ab Herbst 2014 soll mit der neuen Lehrerausbildung ein Eignungstest dafür sorgen, dass nur die Besten Lehrer oder Lehrerin werden dürfen. Der herrschende Lehrermangel und die gesetzlichen Vorgaben lassen Kritiker aber daran zweifeln, dass die Lehrerauslese wirklich strenger wird.

Mittagsjournal, 8.4.2013

Bewerber entscheiden selbst über Eignung

Pädagogische Hochschulen bilden Pflichtschullehrer aus und führen jetzt schon Verfahren zur Eignungsüberprüfung durch - freilich nicht so streng, wie sie sollten, weil Junglehrer derzeit stark nachgefragt sind. Universitäten bilden die Lehrer für die Höheren Schulen aus, derzeit ohne jedes Eignungsverfahren. Mit der neuen Lehrerausbildung, soll das System durchlässiger werden und einheitlich streng mit Aufnahmeverfahren.

Was Bildungsexperte und Buchautor Andreas Salcher schon anhand der bisherigen Erfahrungen bezweifelt, denn derzeit gebe es an den Pädagogischen Hochschulen eine Selbstevaluierung. Das bedeute, dass der Bewerber am Ende selbst entscheide, ob er für den Beruf geeignet ist. In Berufen, in denen es um Menschenleben gehe, wie bei Piloten oder Ärzten, entscheide eine Kommission.

"Menschliche Komponente wichtig"

Vom Unterrichtsministerium wird diese Selbsteinschätzung der Bewerber nach der Aufnahmephase weiter hochgehalten, eine Knock-out-Regelung will man nicht. Auch nicht an den Unis. Salcher verweist auf das Beispiel Finnland, das in Lehrerausbildung und -auswahl führend ist.

In Finnland werde nur einer von zehn Bewerbern aufgenommen. Zum Schluss gebe es eine Person, die die Endauswahl getroffen habe. "Das war immer eine menschliche Auswahl, wo man gesagt hat, hat dieser Mensch diese entscheidende Fähigkeit", sagte Salcher. Der österreichische Weg sei da viel zu wenig klar, der Entwurf für die Ausbildungsreform lasse zu viel offen, sagte Salcher. Es müsse einen Standard für alle Lehrer geben, fordert er. Damit soll geprüft werden, ob das notwendige Wissen vorhanden sei, und ob die menschliche Komponente gegeben sei - also ob der Bewerber jemand sei, der mit Kindern umgehen kann, sie mag und auch mit schwierigen Kindern unter Druck umgehen kann.

Neues Dienstrecht gefordert

Leider stehe aber nicht das im Mittelpunkt, sondern der zum Scheitern verurteilte Versuch von Unterrichts- und Wissenschaftsressort, sich durch einen Kompetenzstreit zwischen zu lavieren. Im Gegensatz zu den Universitäten seien die Pädagogischen Hochschulen nicht autonom und somit der Politik ausgeliefert, betonte Salcher.

Daher gebe es zu Recht Ängste bei den Universitäten um ihre Autonomie. "Da zu sagen: Macht euch das selber aus, ist so eine Politik von 'Ich will nicht und ich trau mich nicht'", so der Bildungsexperte Salcher. Der auch daran erinnert, dass eine neue Lehrerausbildung ohne ein neues Lehrerdienstrecht ein Torso bleibe. Wenn der Beruf durch höhere Einstiegsgehälter gemacht werde, und klargemacht werde, dass der Beruf an der Schule von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr ausgeübt werden könne, würde das einen anderen Typus von Bewerbern anlocken, so Salcher.

Die Ausbildungsreform ist jetzt einmal in Begutachtung, beim neuen Dienstrecht ist man von einer Einigung weit entfernt.