"Normalfall": Sparer zahlen bei Bankpleite
Wenn es um Bankenrettung geht, sollen künftig die Anleger herhalten, erst dann die Steuerzahler. Müssen sich die Sparer von der Idee verabschieden, dass ihr Geld immer und zu hundert Prozent sicher ist? Wenn es nach Raiffeisen-Volkswirt Valentin Hofstätter geht, wäre diese Situation der Normalfall.
8. April 2017, 21:58
(c) Kneffel, DPA
Mittagsjournal, 15.4.2013
Valentin Hofstätter, Volkswirt von Raiffeisen, im Gespräch mit Christian Williwald
"Rückkehr zum Normalfall"
Die Kunden der Banken sollen zahlen, wenn man eine Bank retten muss - für Valentin Hofstätter ist das nichts anders als die "Rückkehr zum Normalfall", wie er im Ö1-Interview sagt. "Wenn Unternehmen in Schieflage kommen, können sie auch pleite gehen. Das gilt auch für Banken, und wer dann zum Handkuss kommt, sind jene, die das Unternehmen finanziert haben." Es sei ohnehin eigenartig, dass man dieses Prinzip in der Bankenkrise außer Kraft gesetzt habe. "Und nachdem man schon viele Experimente in den letzten Jahren hinter sich gebracht hat, ist das nun eigentlich eine Rückkehr zu dem, was man vorher praktiziert hat", so Hofstätter. Es sei ohnehin von vornherein nicht anders versprochen worden, als dass die Einlagensicherung nur für Guthaben bis 100.000 Euro gilt.
Vorteil für Banken und Staaten
Auch rein wirtschaftlich mache es Sinn, zuerst auf die Gelder zuzugreifen, "die da sind", und erst dann die Verluste auf Alle aufzuteilen. Andernfalls gehe es gerade in kleineren Ländern auch an die Finanzierungsfähigkeit des Staates. "Da wird man nicht umhinkommen, quasi die Kreditgeber, und dazu zählen auch die großen Einlagen, anzutasten", meint der Raiffeisen-Volkswirt.
Außerdem sei es für gesunde Banken kein Vorteil, dass andere Banken, die kein gesundes Geschäftsmodell haben, "durchgefüttert" werden. "Im Endeffekt macht das den Markt für alle Banken kaputt."
Unsicherheit sieht Hofstätter in der Umsetzung: Es sei die Frage, ob die Politik mit ausreichend Fingerspitzengefühl vorgehen könne und nicht wieder alle Anleger verunsichert. "Aber auch an dieser Stelle waren wir in der Vergangenheit schon öfter", so Hofstätter. "Und bisher haben es die Anleger in den betroffenen Ländern recht gut geschafft."
Und der Experte gibt zu bedenken, dass Geld leicht den Ort wechseln kann: Wann immer eine Region besonders scharf vorgeht, muss sie es gut abgestimmt machen, sonst profitieren alle rundherum davon."