Boston-Anschlag: Hintergründe völlig unklar

Drei Tote, darunter ein achtjähriger Bub, zahlreiche Schwerverletzte: Das ist die Opferbilanz des Terroranschlags auf den Marathon in Boston. Zwei Bomben sind gestern kurz nacheinander in der Nähe des Marathon-Ziels explodiert. Polizei, FBI und Heimatschutz in den USA ermitteln, von den Tätern fehlt allerdings bisher jede Spur.

Polizist in Boston

(c) Cummo, EPA

Mittagsjournal, 16.4.2013

Zwei Bomben nicht explodiert

Es gab keinen Hinweis auf einen Anschlag auf den Boston Marathon - und es gibt auch keine Spur zu den Tätern. Bis jetzt hat auch niemand behauptet, den Anschlag begangen zu haben. Unter Führung des FBI haben die Ermittlungen begonnen, vor allem konzentrieren sie sich auf zwei Bomben, die nicht explodiert sind. Sie könnten Rückschlüsse auf den oder die Attentäter geben, sagt Peter Bergen, der als Sicherheitsexperte für den Fernsehsender CNN arbeitet. Denn verschiedene politische Terrorgruppen bevorzugten verschiedene Sprengstoffe und Zünder.

Bis jetzt weiß man auch, das drei Menschen von den beiden Bomben getötet wurden, die in der Nähe des Ziels kurz nacheinander explodierten. Ein Kameramann hat die dramatischen Minuten gefilmt, er stand unmittelbar vor der Ziellinie im Zentrum von Boston. Mindestens 100 Menschen wurden verletzt, viele davon schwer. Die Bomben dürften in Bodennähe explodiert sein. Ärzte berichten, dass sie Opfern Beine amputieren mussten.

Keine heiße Spur

Die Polizei hat ein Appartment in einem Bostoner Vorort durchsucht, aber kein Ergebnis bekannt gegeben. Es gibt bis jetzt keine Verdächtigen, auch von einer heißen Spur ist bislang keine Rede. Präsident Barack Obama hat sich noch in der Nacht geäußert und vor voreiligen Schlüssen gewarnt - das Wort Terror vermied der Präsident, weil zu diesem Zeitpunkt noch wenige Fakten klar waren: "Wir wissen noch nicht, wer das getan hat und warum. Und niemand sollte Schlussfolgerungen ziehen, ehe wir alle Fakten kennen. Aber wir werden herausfinden, wer es war und warum. Wer immer dafür verantwortlich war, wird die ganze Härte des Gesetzes zu spüren bekommen."

In Boston ist das Zentrum von der Polizei gesperrt worden, um den Ermittlern die Arbeit zu erleichtern. Außerdem werden vor allem in der Früh die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, es werden auch Soldaten auf den Straßen zu sehen sein.

Sicherheitsproblem Marathon

Will Geddes, Direktor einer internationalen Sicherheitsfirma mit Sitz in London, sagte, eine Sport-Großveranstaltung wie einen Marathon zu sichern sei eine Herkulesaufgabe: "Einen Marathon zu sichern ist entsetzlich schwierig. 42 Kilometer Strecke zu bewachen, ist eigentlich unmöglich." Ziel den Anschlages war eindeutig Terror, sagt Geddes. Es gehe vor allem darum, Angst und Schrecken zu verbreiten und die Aufmerksamkeit der Medien zu bekommen: "Wenn wir uns ansehen, wann und wo die Bomben explodiert sind, dann sieht man die Kennzeichen einer Terrorattacke. Besonders wenn man sieht, dass die Läuferelite längst im Ziel war. Nach vier Stunden kommen viele Hobbyläufer und die Medien fokussieren sich auf das Ziel. Genau das wollen Terroristen: die Aufmerksamkeit der Medien."

Nach den Anschlägen auf den Boston-Marathon haben andere Sport-Großveranstalter, wie die der olympischen Spielen in Rio oder der Marathons in Berlin und London, bereits angekündigt, ihre Sicherheitskonzepte zu überprüfen und eventuell auch zu verändern.