Auch Rektoren für allgemeine Uni-Zugangsregeln
Das Schadenersatz-Urteil des Obersten Gerichtshofes zugunsten eines ehemaligen Medizin-Studenten und heutigen Arztes soll politische Konsequenzen haben. Der junge Mann hatte Studienzeit und damit letztlich auch Einkommen verloren, weil die Medizin-Uni Graz wegen Geldmangels zu wenig Kurse angeboten hatte. Sowohl Wissenschaftsminister Karl-Heinz Töchterle als auch die Rektoren der Unis wollen nun Zugangsregeln in allen Studienrichtungen einführen.
8. April 2017, 21:58
(c) Gindl, APA
Abendjournal, 21.5.2013
Jede und jeder Studierende muss genommen werden
Der OGH hat nach jahrelangem Rechtsstreit dem Mediziner Recht gegeben, der die Medizin-Uni Graz auf Schadenersatz geklagt hatte. Rückenwind für den auf ÖVP-Ticket in der Bundesregierung sitzenden Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle: "Das ist die Folge davon, dass man gemeint hat, Universitäten könnten Studierende grenzenlos aufnehmen. Das können sie nicht. Universitäten haben genauso wie alle anderen Bildungsinstitutionen beschränkte Platzzahl. Im Kindergarten muss ich mich anmelden und wenn ich nicht mehr Platz habe, werde ich nicht genommen. An der Universität muss in Österreich derzeit jeder Studierende aus der ganzen Welt einfach genommen werden. Das kann doch nicht sein. Es geht nur mit Regulierung des Zugangs."
Flächendeckende Zugangsbeschränkungen
Und zwar Zugangsregeln in allen Studienrichtungen, nicht nur in den besonders stark nachgefragten, sagen die Rektoren der österreichischen Unis. Der Vorsitzende der Universitätenkonferenz Heinrich Schmidinger: "Weil wir sonst Verlagerungseffekte haben. Das heißt, wenn nur in einem Fach beschränkt wird und in einem anderen verwandten naheliegenden Fach nicht, dann ist die Gefahr sehr groß, dass die Studierenden von dem einen beschränkten Fach auf das andere nicht beschränkte ausweichen. Und dann haben wir nur das Problem verlagert und nichts gelöst. Und deshalb bin ich auch für flächendeckende Zugangsbeschränkungen."
Keine Klagenflut
Vor der Nationalratswahl im Herbst wird sich das aber kaum machen lassen, und mit dem Koalitionspartner SPÖ derzeit sowieso nicht.
Weitere Klagen sind nicht ausgeschlossen, doch, so Rektorenchef Schmidinger, der aktuelle Fall bezog sich auf das Medizinstudium vor Einführung der Zugangsbeschränkungen an den Medizinunis. Schmidinger: "Wir haben jetzt in einigen Fächern bei der Medizin – aber nicht nur dort, sondern auch in einer ganzen anderen Reihe – ja nunmehr Zugangsregelungen und insofern hat sich hier die Situation verändert und entschärft. Aber es gibt sicher noch Nachbesserungsbedarf."
Mit einer regelrechten Flut an weiteren Klagen rechnen derzeit aber weder der Minister noch die Rektoren.