Ärztekammer bremst bei Ausbildungsreform

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) will die Ärzteausbildung reformieren - und das noch vor der Wahl. Demnächst soll der Entwurf einer entsprechenden Verordnung in Begutachtung gehen. Hauptverhandlungspartner des Ministers ist die Ärztekammer, und die sieht die Sache noch nicht auf der Zielgeraden.

Mittagsjournal, 22.5.2013

Statt Lehrpraxis auch Spitalsambulanz

Es geht vor allem um eine ausreichend dotierte und längere Lehrpraxis für angehende Allgemeinmediziner und es geht um gesetzlich festgelegte Einsatzbereiche für Turnusärzte, damit diese nicht mehr als Systemerhalter missbraucht werden können. Studium, Promotion und dann neun Monate Basisausbildung im Krankenhaus. Das wäre nach dem Konzept von Gesundheitsminister Stöger die erste Phase der neuen Ärzteausbildung. Die Basisausbildung soll sich an den fünfzehn häufigsten Krankheiten laut Weltgesundheitsorganisation orientieren. Danach sechs Jahre Ausbildung zum Facharzt oder Ausbildung zum Allgemeinmediziner - die 33 Monate im Spital und nur sechs Monate in einer Lehrpraxis stattfinden soll. So wie bisher, wobei heute statt Lehrpraxis auch Spitalsambulanz möglich ist. Und hier setzt die Kritik vom Präsidenten der Ärztekammer Artur Wechselberger an.

"Dann ist der Entwurf nichts wert"

Für Wechselberger ist ganz entscheidend, wie die künftigen praktischen Ärzte ausgebildet werden. Zwölf Monate Lehrpraxis sei das Minimum, sagt der Ärztevertreter: "In Österreich haben wir die paradoxe Situation, dass ich Allgemeinmediziner werden kann, ohne einen Tag in einer Lehrpraxis verbracht zu haben. Wenn das nicht geändert wird, dann ist der Entwurf nichts wert."

Und das koste auch Geld, das der Minister auftreiben müsse, so Wechselberger: je nach Berechnungsmethode rund 15 Millionen Euro pro Jahr, die sich die öffentliche Hand aber leisten müsse.

"Meilenweit von Quantensprung entfernt"

Weiters müsse sichergestellt werden, dass Jungärzte im Turnusdienst ausgebildet und nicht ausgebeutet werden. Ein Betreuender auf einen Auszubildenden, dieses Verhältnis müsse das Ziel sein. Derzeit würden auszubildende Ärzte in vielen Spitälern schwerpunktmäßig zur Systemarbeit herangezogen, so Artur Wechselberger. Und das müsse per Gesetz abgestellt werden, was aber nicht in Sicht sei, so der Ärztekammer-Präsident: "Wir haben keine Zusagen, dass das gesetzlich geregelt wird."

Wechselbergers Fazit: "Wir wollen einen Quantensprung in der Ausbildung, und von diesem Quantensprung sind wir noch meilenweit entfernt". Aus Sicht der Kammer ist die neue Ärzteausbildung also alles andere als unterschriftsreif.