Chinesischer Ministerpräsident bei Merkel

Der neue chinesische Regierungschef Li Keqiang hat bei seinem Besuch in Berlin vor Handelsschranken und Strafzöllen gewarnt. In der deutschen Kanzlerin Angela Merkel sieht er dabei eine Verbündete. Deutschland ist das einzige EU-Land auf der Route von Lis Antrittsreise. Zuvor war er in Indien, Pakistan und der Schweiz.

Morgenjournal, 27.5.2013

Scherze und Lobeshymnen

Der chinesische Ministerpräsident zeigt sich von seiner zuvorkommendsten Seite. Bei den ersten Begrüßungsworten sind auch Kameras mit offenen Mikrophonen dabei. Li Keqiang gratuliert Angela Merkel zum deutschen Sieg bei der Champions League. Sie antwortet darauf trocken, da sei sie ja auf der sicheren Seite gewesen - bei zwei deutschen Mannschaften im Finale.

Später in der Pressekonferenz wird sich Li noch einmal bei den Journalisten dafür bedanken, dass sie nach der großen Begeisterung für den Fußball, jetzt ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zuwenden, dem Besuch aus China. Doch diese Aufmerksamkeit wird erst einmal auf eine harte Probe gestellt, denn statt Fragen stellen zu können, muss die versammelte Presse eine knappe halbe Stunden lang dabei zusehen, wie deutsche-chinesische Wirtschaftsverträge unterschrieben werden. Dann folgen Lobeshymnen auf das deutsch-chinesische Verhältnis. Li Kequiangs Übersetzerin kommt gar nicht nach mit den Superlativen.

Wichtigste Handelspartner

Damit bestätigt Li, dass auch die neue chinesische Führung ihr Sonderverhältnis zu Deutschland weiter pflegen will. Deutschland ist Chinas wichtigster Handelspartner in der EU - mit einem Handelsvolumen von 144 Milliarden Euro im vergangenen Jahr - Tendenz steigend. Außerdem ist China davon überzeugt, dass sich das Schicksal des Euro in Berlin entscheidet - und damit das Schicksal vieler chinesischer Investitionen in den Euro. Und wieder ist der Premier zu einem kleinen Scherz aufgelegt: " Damit habe ich nicht gesagt, dass Deutschland die EU-Kommission ist, aber dass Deutschland eben ein sehr wichtiges Land in der EU ist."

Strafzölle wegverhandeln

Dass es bei aller Freundschaft vor allem um knallharte Wirtschaftsinteressen geht, ist von Anfang an klar. Li will verhindern, dass die EU-Kommission Strafzölle auf chinesische Solarmodule verhängt, die zu Dumpingpreisen auf den Europäischen Markt geworfen werden. China werde sich das nicht gefallen lassen. Solcher Protektionismus werde Arbeitsplätze kosten und die Wirtschaftskrise verschärfen. Da ist dann Schluss mit Freundlichkeit.

Li hofft auf die Unterstützung der Kanzlerin und die macht sehr deutlich, dass sie einen Handelskrieg zwischen China und der EU verhindern will. In Verhandlungen werde man die Dinge klären können, so Merkel. Eine erste solche Gesprächsrunde zwischen Peking und Brüssel findet heute in Brüssel statt.