Schilcher: Lehrermodell der ÖVP "Rückschritt"
Ein Rückfall in alte ständische Zeiten - diese Gefahr sieht Bildungsexperte Bernd Schilcher in den jüngsten Vorschlägen der ÖVP zum Thema Lehrerdienstrecht. Mit ihren Plänen habe die Volkspartei die Regierungslinie verlassen, in dem Papier rücke sie vom Vorhaben ab, ein einheitliches Dienstrecht und eine einheitliche Bezahlung für alle Lehrerinnen und Lehrer einzuführen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 6.6.2013
ÖVP-Modell "ein Fehler"
In zahlreichen Verhandlungsrunden hat sich die Lehrergewerkschaft dagegen gewehrt, dass ein einheitliches Dienst- und Besoldungsrecht eingeführt wird. Geht es nach der ÖVP, dann mit Erfolg. Der frühere steirische ÖVP-Politiker und Schulexperte Bernd Schilcher hat dafür kein Verständnis. Die Nicht-Einheitlichkeit sei ein Fehler.
Davon, dass die Lehrerinnen und Lehrer mehr unterrichten sollen, ist im ÖVP-Papier keine Rede mehr, die Volkspartei will stattdessen ein Anwesenheits-Modell. Das sei prinzipiell richtig. Aber es funktioniere nur, wenn die Lehrer 8 Stunden anwesend seien – in einer verschränkten Ganztagsschule, wie es sie in Zwei-Drittel der OECD-Länder gebe.
"Rückschritt"
Die ÖVP will aber nicht vorgeben, wie viele Stunden die Lehrer an der Schule verbringen müssen. Das sollen die jeweiligen Gewerkschaften ausverhandeln. Für den Bildungsexperten ist das unverständlich. Das sei ein Rückschritt in die Zeit ständischer Ordnung mit strikter Trennung der Schulformen.
Schilcher sieht hier die Volkspartei zu sehr im Einfluss der AHS-Gewerkschaft. Das sei eine Klientel von 5 bis 10 Prozent. Die ÖVP sollte ihre Klientel im Gegenteil vergrößern.
Ob die Regierung das neue Lehrerdienstrecht notfalls auch ohne Zustimmung der Gewerkschaft durchziehen soll? Das sollte man nicht gänzlich ausschließen, sagt der Bildungsexperte.