Türkei: Gespräch statt Gewalt?
Der türkische Regierungschef Erdogan verfolgt gegenüber den Protesten eine doppelte Strategie: Gesprächsangebote und Wasserwerfer auf dem Taksim-Platz. Seit Ende Mai, als die Demonstrationen dort begonnen haben, sind vier Menschen getötet, mehr als 5.000 verletzt worden. Ob die Demonstranten Erdogans Gesprächsangebot annehmen werden, entscheidet sich in diesen Stunden.
8. April 2017, 21:58
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Mittagsjournal, 12.6.2013
Platz mit Gewalt geräumt
Der Großeinsatz dauerte bis in die Morgenstunden. Mit Wasserwerfern und Tränengas räumte die Polizei Istanbuls Taksim Platz. Tausende Demonstranten leisteten Widerstand, die Zusammenstöße waren heftig. Jetzt ist der Taksim Platz leer. Die Stimmung an diesem verregneten Vormittag ist gedrückt, der harte Kern der Demonstranten hat sich in einigen hundert Zelten im Gezi Park verschanzt.
Nach der Aktion auf dem Taksim Platz sei es ab nun sehr riskant geworden für die Demonstranten im Gezi Park, so warnen die türkischen Behörden. Auch der Park soll noch geräumt werden, wann ist unklar. Doch die Demonstranten im verbarrikadierten Gezipark sind entschlossen zu bleiben.
In der Türkei existiert die Meinungsfreiheit nicht mehr und es wird immer schlimmer, sagt eine Demonstrantin: Die Regierung glaubt, es geht uns nur um ein paar Bäume.Die Menschen wollen, dass ihre Stimmen gehört werden, Erdogan kann Premierminister sein solange er will aber er muss allen zuhören. Das ist eine Demokratie nicht eine Diktatur, so die junge Regierungskritikerin.
Gibt es noch Gespräche?
Noch vor der gewaltsamen Räumung des Taksim Platzes hatte der türkische Premierminister Reccep Tayyip Erdogan Gespräche mit Vertretern der Demonstranten zugesagt, die Gespräche sollten heute Vormittag stattfinden, doch nach dem gestrigen Polizeieinsatz in Istanbul und auch in der türkischen Hauptstadt Ankara, wo es ebenfalls zu heftigen Zusammenstößen gekommen ist, ist das Zustande Kommen der Gespräche unsicher. Außerdem seien zu den Gesprächen nur prominente Regierungskritiker geladen, sagt die Demonstrantin im Gezi Park: Nein, die vertreten hier niemanden
Premierminister Erdogan hat gestern ohnehin klar gemacht, dass seine Toleranz am Ende sei und diese Episode nun vorbei sei. Er warf den Demonstranten vor, das Image der Türkei zu beschädigen.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und auch die USA haben die türkische Regierung aufgerufen, den Konflikt im Dialog zu lösen. Eine Sprecherin des Weißen Hauses rief Präsident Erdogan heute Nacht dazu auf, die fundamentalen Freiheitsrechte zu wahren.