Borreliose-Gefahr steigt: Impfung in Sicht
Gegen die häufigste von Zecken übertragene und oftmals unterschätzte Krankheit Borreliose hat es bis dato keine effektive Impfung gegeben, jetzt scheint sie in Sicht. Allerdings ist noch unklar, ob die Entwicklung von der Pharmaindustrie finanziert wird.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.6.2013
Oft nicht erkannt
Zecken fühlen sich im Gastgarten, auf begrünten Terrassen und im Wald wohl, das heißt, eine Zecke kann einen fast überall in Österreich finden und stechen. 16.000 Menschen erkranken jährlich nach einem Zeckenstich an Borreliose, eine Krankheit, die unbehandelt die Gelenke und das Nervensystem angreifen kann. Meist tritt rund um den Zeckenstich eine charakteristische, kreisrunde Rötung auf. In diesem Fall sollte sofort eine vierwöchige Antibiotika-Therapie beginnen, sagen Experten, aber nicht immer zeige sich diese sogenannte Wanderröte.
In 30 Prozent aller Fälle wird daher die Borreliose nicht erkannt, weiß Infektologe Christoph Wenisch vom Kaiser Franz Josef Spital in Wien. Begleiterscheinungen seien Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Lähmungserscheinungen, das sei sehr schwer zu diagnostizieren.
Finanzierung ungeklärt
Die jetzt in Entwicklung befindliche Impfung könnte vor solchen Langzeitschäden schützen. Die ersten Studien-Ergebnisse, die von der MedUni Wien gemeinsam mit Studienzentren in New York, Mainz, Tübingen sowie dem Pharmakonzern Baxter erarbeitet wurden, zeigten einen hohen Nutzen, sagt Impfstoff-Experte Herwig Kolleritsch von der MedUni Wien. In fünf bis acht Jahren könne man mit dem Impfstoff rechnen. Allerdings nur dann, wenn sich die Herstellerfirma Baxter dazu entschließt, auf die Borreliose-Impfung zu setzen und die noch ausständige Abschlussstudie mit über 10.000 Testpersonen zu finanzieren.
In Zeiten des Preiskampfes in der Pharmaindustrie würden medizinisch erfolgversprechende Arzneimittel allerdings oft fallen gelassen, wenn sie sich nicht rechnen, sagen Kenner der Materie - das könnte auch mit der Borreliose-Impfung passieren. Herwig Kolleritsch sieht vor allem in Österreich große Erfolge einer Borreliose-Impfung. Und er stellt dem den langen Leidensweg der Patienten gegenüber.
Baxter gibt sich auf Anfrage, ob weiter geforscht wird oder nicht, sehr zurückhaltend; nur so viel: Man plane weitere Studien, ein konkreter Zeitplan war nicht zu erfahren.