Snowden: USA hacken chinesische Computer
US-Geheimdienste hacken im großen Stil auch chinesische Computer. Das sagt der NSA-Informant Edward Snowden, der sich auf der Flucht vor den amerikanischen Behörden nach Hong Kong abgesetzt hat, gegenüber einer dortigen Zeitung. Die Enthüllungen sind pikant, haben die USA doch jüngst lautstark Hackervorwürfe gegenüber China erhoben.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 14.6.2013
Peinliche Enthüllungen
Experten der NSA versuchten seit 2009 systematisch, sich Zugang zu hunderten Computersystemen in Hong Kong und auf dem chinesischen Festland zu verschaffen. Und sie seien dabei ziemlich erfolgreich, sagt Edward Snowden gegenüber der South China Morning Post, der führenden englischsprachigen Zeitung in Hong Kong. Den Reportern legt er Beweismaterial vor: spezifische Daten zu Hackerangriffen aus den USA gegenüber Computersystemen in China, wobei die Unterlagen nicht unabhängig überprüft werden können.
Die Enthüllungen sind für die USA äußerst peinlich. Chinesische Medien sprechen von amerikanischer Scheinheiligkeit und Doppelmoral. Hatte doch US-Präsident Obama chinesische Hackerangriffe gegen Ziele in den USA jüngst zum wichtigsten Thema des Gipfeltreffens mit seinem chinesischen Amtskollegen erhoben.
"Mehr Internetsicherheit"
Chinas Staatsfernsehen hatte gestern Abend das erste Mal über Edward Snowden berichtet. Snowden riskiere sein Leben, um gegen die amerikanische Heuchelei anzukämpfen hieß es da. Chinas Führung gibt sich zurückhaltender: "Wir hoffen, dass beide Seiten zu einer friedlichen Kooperation in Fragen der Internetsicherheit kommen können. Wir denken auch, dass es zu keiner Lösung kommen kann, wenn eine Seite mit zweierlei Maß misst“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums. Fragen, ob Hong Kong Snowden ausliefern wird, falls die USA das wollen, werden nicht beantwortet.
Trumpf oder Ballast?
Ist der Informant ein Trumpf in der Hand der chinesischen Regierung oder politischer Ballast – darüber sind sich Chinas Führer offenbar noch nicht einig. Dass der Fall Snowden den Amerikanern bei ihren Vorwürfen gegen chinesische Hacker gehörig Wind aus den Segeln nimmt, steht fest. Ebenso, dass Peking Interesse an Informationen hätte, die Snowden zu amerikanischen Spitzelprogrammen offenbar liefern kann. Doch hat China mit Sicherheit kaum Interesse daran, wegen eines Informanten einen handfesten diplomatischen Streit mit den USA vom Zaun zu brechen.