Athen: Samaras beharrt auf Rundfunk-Schließung

Heute wird sich in Athen entscheiden, ob Neuwahlen drohen. Der konservative Regierungschef Samaras hat versucht, seine Koalitionspartner auf Linie zu bringen, damit sie die Schließung des öffentlich rechtlichen Rundfunks akzeptieren. Doch die Sozialisten und die kleine Linkspartei akzeptieren die Zusperraktion und die Kündigung von 2.600 Mitarbeitern nicht. Sie fordern, dass der Sendebetrieb schon diese Woche weiter geht. Regierungschef Samaras will den Sender erst wieder Ende August aufsperren, unter neuem Namen und mit einem Drittel der jetzigen Angestellten.

Morgenjournal, 17.6.2013

Samaras veröffentlicht Gehaltslisten

Mitarbeiter des öffentlich rechtlichen Rundfunks in Athen fordern die Menschen auf, weiter gegen die Schließung zu demonstrieren und senden ein Notprogramm weiter, vor allem via Internet. "Die Regierung hat uns die demokratische Stimme des öffentlich rechtlichen Senders genommen", sagt ein Mitarbeiter. Regierungschef Samaras publiziert unterdessen Gehaltslisten. Moderatoren verdienen 324.000 Euro pro Jahr. Techniker verdienen pro Monat fast 7.000 Euro brutto. Der Marktanteil des öffentlich rechtlichen Senders ist hingegen so niedrig wie in keinem anderen EU-Land.

Bevölkerung gegen Senderschließung

Doch zwei Drittel der griechischen Bevölkerung sind laut aktueller Umfragen gegen die Zusperraktion. "Auch wenn vieles beim Sender nicht korrekt abgelaufen ist – Spitzengehälter, extreme Privilegien – kann der Regierungschef nicht einfach den Stecker ziehen. Wir haben andere Sorgen, in Griechenland sind 1.800.000 Menschen ohne Job. Ich bin gegen Neuwahlen, was soll sich ändern, nur weil neue Köpfe regieren, wird die Krise nicht verschwinden." So denken viele Griechinnen und Griechen.

Das extreme Lager gewinnt

Das EU-feindliche Lager, die linksextreme und der rechtsradikale Block 'Goldene Morgenröte' sind im Aufwind. Laut letzten Galopp-Umfragen würden die regierenden Parteien aus Neuwahlen geschwächt hervorgehen. Man rechnet also damit, dass Regierungschef Samaras heute bei den Krisengesprächen alles tun wird, um Kompromisse zu finden. Doch fix ist das nicht, seit Beginn der Krise, wurde schon drei Mal neu gewählt.