dayli: Gewerkschaft gegen Sozialplan

Bei der Drogeriekette Dayli verlieren knapp 400 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. Für sie gibt es einen Sozialplan der Schlecker-Nachfolgegesellschaft. Doch die Gewerkschaft rät dringend davon ab, den Sozialplan anzunehmen.

Mittagsjournal, 21.6.2013

Sozialplan nicht akzeptieren, rät die Gewerkschaft

"Wir sind entsetzt" - so lautet der erste Kommentar der Gewerkschaft der Privatangetellten GPA zum Sozialplan bei dayli. Karl Proyer, stellvertretender Bundesgeschäftsführer der GPA, rät den Betroffenen, den Plan nicht ohne weiteres anzunehmen. "Wenn man den Sozialplan akzeptiert, hat man möglicherweise finanziell schlechtere Bedingungen als wie es bei einer ganz normalen Kündigung geben würde. So unglaubwürdig es klingt, es ist so."

Nach Informationen der Gewerkschaft soll für soziale Härtefälle ein Fonds von 51.000 Euro zur Verfügung stehen. Geht man von 340 Kündigungen aus, würde das 150 Euro für jeden Betroffenen bedeuten, rechnet Proyer vor. "Faktum ist, dass dieser Härtefonds gegenüber üblichen Härtefonds kein Ausgleich für die sozialen Nachteile für die Beschäftigen ist." Auch wenn der Sozialplan das Versprechen enthält, dass die nun gekündigten Mitarbeiter bevorzugt wieder eingestellt werden, sollten neue dayli-Filialen eröffnet werden.

dayli-Betriebsrat erfreut über Sozialplan

Gewerkschafter Proyer rät allen Betroffenen, sich genau zu informieren, bevor sie dem Sozialplan zustimmen und damit eine einvernehmliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses akzeptieren. Unter Umständen könnten sie mit einer Kündigung besser aussteigen. Der dayli-Betriebsrat, der übrigens schon im Februar geschlossen aus der Gewerkschaft ausgetreten war, zeigte sich gestern in einer Aussendung erfreut über den Sozialplan. Für eine Stellungnahme war aber auch heute niemand vom Betriebsrat bereit.

Auch dayli-Chef Haberleitner war heute nicht erreichbar. Er soll sich auf einer Auslandsreise befinden, vermutlich auf der Suche nach einem Investor, den dayli zum Überleben dringend braucht. Haberleitner hatte zuletzt von einem Finanzbedarf von 25 Millionen Euro gesprochen und für die aktuellen Turbulenzen auch auf die vereitelten Pläne rund um die Sonntagsöffnung verantwortlich gemacht.

Sonntagsöffnung nicht Schuld an Turbulenzen

Das hält man in der Wirtschaftskammer für eine Schutzbehauptung. Das eine habe nichts mit dem anderen zu tun, meint Roman Seeliger von der Bundessparte Handel. Wenn man die Sonntagsöffnung in größerem Ausmaß gestattet hätte, wären für die Unternehmer höhere Kosten verbunden gewesen. Außerdem "wäre der Kaufkraftkuchen, also der Euro, den Herr und Frau Österreicher in der Tasche haben, nicht größer geworden", so Seeliger.

Zu den Überlebenschancen von dayli wollten sich weder der Wirtschaftskammervertreter noch der Gewerkschafter äußern. Beide wünschen dayli-Chef Haberleitner aber viel Glück bei der Suche nach einem Investor. Denn sollte der nicht gefunden werden, wackeln mehr als 3.000 Arbeitsplätze.

Übersicht

  • Handel