Ägypten: Millionen protestierten gegen Mursi

Hunderttausende Ägypter demonstrierten in der Nacht gegen Präsident Mohammed Mursi - anlässlich des ersten Jahrestags seiner Amtsübernahme. Bei den größten Protesten bisher forderten die Demonstranten Mursis Rücktritt. Der Zusammenprall von Anhängern und Gegnern Mursi war unausweichlich. Sieben Tote werden nach dieser Protestnacht gemeldet.

Massendemonstration in Kairo

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Morgenjournal, 1.7.2013

Position des Militärs unklar

Die größte Konfrontation fand bei Kairoer Parteizentrale der Muslimbrüder statt. Mursi-Gegner versuchten, das Gebäude zu stürmen, daraufhin eröffneten die Muslimbrüder das Feuer, zwei Menschen wurden getötet. Fünf weitere Tote gab es bei Zusammenstößen im südlichen Oberägypten. Verglichen mit dem, was gestern auf den Straßen los war, ist die befürchtete große Konfrontation eigentlich ausgeblieben – zumindest bisher.

Das Militär spricht von 14 Millionen Demonstranten im ganzen Land, die ganze Kairoer Innenstadt war ein einziger Demonstrationszug – im Grunde weiß vermutlich niemand genau, wie viele Menschen gestern auf den Straßen waren. Das Militär hielt sich bisher aus den Protesten heraus, positionierte sich gestern aber mit Panzern an strategischen Stellen. Sie würden eingreifen, sollte Ägypten in einen "dunklen Tunnel" stürzen, hieß es. Das ist nicht passiert. Auf welcher Seite das Militär steht, ist schwer einzuschätzen.

Spannung vor weiterer Entwicklung während des Ramadan

Der gestrige Abend und die Nacht haben Mursis Gegnern gewaltigen Aufwind gegeben. Sie kündigten an, mit ihren Protesten weiter zu machen bis der Präsident geht. Außerdem haben sie eine Kampagne zivilen Ungehorsams angekündigt. Interessant wird, was im Ramadan passiert, der in zehn Tagen beginnt: Viele haben den Eindruck, Mursi versucht, das Ganze auszusitzen – und dass die Proteste während des Ramadan weniger werden oder aufhören.

Demonstriert haben – wenn auch in weit geringerer Zahl – die Islamisten. Sie sind als politischer Faktor nicht zu unterschätzen.