Ägypten: Druck auf Präsident Mursi steigt

In Ägypten haben heute Vormittag regierungskritische Demonstranten die Zentrale der islamistischen Muslimbruderschaft gestürmt. Die Räume wurden geplündert und in Brand gesetzt. Schon gestern Abend haben Millionen Menschen den Rücktritt von Präsident Mohammed Mursi verlangt. Die Opposition hat Mursi nun ein Ultimatum gestellt, bis morgen 17 Uhr zurückzutreten und vorgezogene Präsidentenwahlen zu ermöglichen.

Mittagsjournal, 1.7.2013

Politologe: "Mursi ist eine Marionette"

Mursi selbst habe nicht die Macht zurücktreten, sagt der Politologe Khaled Fahmy. Mursi sei kein unabhängiger Akteur, sondern eine Marionette der Muslimbruderschaft. Von ihrer Entscheidung hänge auch ab, wie es in Ägypten weitergeht. Die gestrigen Demonstrationen seien ein sehr starkes und lautes Signal gewesen, so Fahmy, an einen Bürgerkrieg in Ägypten glaubt er aber nicht.

Doch der Politologe ist überzeugt, dass sich einiges ändern wird: "Die Revolution ist noch nicht vorbei, der Präsident hat das geglaubt, aber das war sein Irrtum. Die Muslimbruderschaft muss nun umdenken. Ihre Politik, nur der Sieger hat die Macht im Land und bestimmt, ist gescheitert." Ägypten brauche eine neue Verfassung, sagt Fahmy. Die Regierung müsse mit der Opposition zusammenarbeiten, sie an künftigen Entscheidungen beteiligen, denn Ägypten sei ein gespaltenes Land.

Viele Ägypter sind mit der Politik der Muslimbruderschaft unzufrieden. In den vergangenen Monaten hat sich die wirtschaftliche Lage in Ägypten zunehmend verschlechtert: Touristen bleiben aus, die Arbeitslosigkeit steigt, gleichzeitig wird alles teurer und knapper. Regelmäßig wird auch der Strom abgeschaltet.