"Kronzeuge" Schieszler: Erst der Anfang?
Die Justiz hat dem Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler offiziell den Kronzeugenstatus angeboten und er wird ihn auch annehmen. Schieszler muss zwar eine Strafe zahlen, aber er muss nicht ins Gefängnis, weil er maßgeblich zur Aufklärung beigetragen hat. Der Anwalt Schieszlers erwartet nun weitere Kronzeugen-Lösungen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 5.7.2013
Erfolgreiche Zusammenarbeit
Begonnen hat die Geschichte vom Kronzeugen Schieszler mit dem Fund seines Tagesbuchs bei einer Hausdurchsuchung. Teil davon war eine Liste, auf der Schieszler noch als Telekom-Vorstand zahlreiche fragwürdige Vorgänge, mutmaßliche Straftaten und Schmiergeldzahlungen aufgezeichnet hatte. Die Ermittler konnten sich daraus zuerst nur teilweise einen Reim machen und so entstand die Idee, Gernot Schieszler könnte als Erster in der Geschichte der Zweiten Republik die Anfang 2011 geschaffene Kronzeugenregelung nutzen. Monatelang habe Schieszler dann mit den Ermittlern regelrecht zusammengearbeitet, damit hätten Täter ausgeforscht werden, die ohne diese Mithilfe nie ausgeforscht werden hätten können, sagt sein Anwalt Stefan Prochaska.
Anklage vermieden
Vier Telekom-Anklagen gibt es mittlerweile, im Prozess um die Kursmanipulation der Telekom-Austria-Aktie gibt es auch schon erstinstanzliche Schuldsprüche. Der Rumpold-Prozess um eine mutmaßliche indirekte und illegale Parteispende an die Haider-FPÖ läuft bereits. Und zumindest vier weitere Telekom-Prozesse dürften laut Prochaska folgen. Somit habe sich die Regelung ausgezahlt - für die Justiz und für Schieszler. Der erspart sich eine Anklage und eine Haftstrafe. Büßen muss er aber im Rahmen der Kronzeugenregelung - und eigentlich als erster Ex-Telekom-Verantwortlicher - nämlich durch 120 Stunden gemeinnützige Arbeit und eine 300.000 Euro Schadenersatzzahlung an die Telekom. Prochaska teilt mit, dass die Zahlung in den nächsten Tagen erfolgen werde, wegen der Arbeitsleistung stehe man bereits in Kontakt.
Ermutigung für weitere Kronzeugen
Der Anwalt glaubt, dass sich nach der Genehmigung für Schieszler nun weitere Kronzeugen finden könnten: "Ich denke, dass einige potenzielle Kronzeugen in Österreich vorhanden sind, die möglicherweise abgewartet haben." Allerdings solle die Kronzeugenregelung verbessert und vor allem das Tempo beschleunigt werden. Gernot Schieszler hat zwei Jahre auf das offizielle Angebot der Justiz warten müssen. Übrigens: Sollte sich herausstellen, dass er absichtlich Wesentliches geheim gehalten hat, dann könnte er den Kronzeugenstatus auch wieder verlieren und doch angeklagt werden.