Ägypten hat einen Übergangspremier

In Ägypten kämpfen seit Tagen Militär, Muslimbrüder und Sekuläre um die Macht im Land. Übergangspräsident Adli Mansur will der Staatskrise jetzt ein Ende bereiten und hat einen ehrgeizigen politischen Fahrplan vorgestellt: Die nächsten Wahlen sollen noch dieses Jahr stattfinden. Seit heute Nachmittag gibt es außerdem einen Übergangsregierungschef, den Wirtschaftswissenschaftler Hasem el-Beblawi.

Adli Mansour

(c) HAMMAD, EPA

Abendjournal, 9.7.2013

El Baradei Stellvertreter

Nach vielen Tagen des Hin und Her fiel heute Nachmittag endlich eine Entscheidung. Ägypten hat einen Chef für eine Übergangsregierung, den liberalen Wirtschaftsfachmann Hazem el-Beblawi, der bereits in der Übergangsregierung nach dem Sturz des Ex-Machthabers Hosni Mubarak Finanzminister war. Mohammed El Baradei wird sein Stellvertreter und für die internationalen Beziehungen des Landes zuständig sein.

In einer ersten öffentlichen Stellungnahme warnte das ägyptische Militär vor weiteren Ausschreitungen. Das ägyptische Volk hätte kein Interesse daran, dass irgendeine Partei die rote Linie der Sicherheit überschreite, sagte ein Sprecher der Armee.

Muslimbruderschaft gegen alle Pläne

Die Entscheidung für den 76-jährigen Hazem el-Beblawi als Übergangspremier folgt nur einen Tag auf die Vorstellung eines ehrgeizigen politischen Zeitplans des Übergangspräsidenten Adli Mansur. Demnach sollen die Ägypter in rund zwei Monaten über eine überarbeitete Verfassung abstimmen, kurz darauf ein neues Parlament und spätestens im Februar 2014 auch einen Präsidenten wählen.

Die Muslimbruderschaft sträubt sich gegen all diese Pläne. Sie lehnt sowohl Neuwahlen, als auch den neu ernannten Übergangspremier ab. Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi versammelten sich heute erneut in Kairo und protestierten gegen die Absetzung.