Israel reformiert seine Armee

Israel beobachtet besorgt die unberechenbaren Entwicklungen bei seinen arabischen Nachbarn. Zugleich wollen die Israelis aber in den kommenden Jahren ihre Truppen reduzieren. Denn eine große Armee ist teuer und einen klassischen Krieg, bei dem einander starke Streitkräfte gegenüber stehen, werde es in der Zukunft nicht mehr geben, heißt es.

Morgenjournal, 13.7.2013

Weniger Panzer und Kampfjets

Der "Arabische Frühling" verunsichert die Region, aber einen großen Krieg mit einem arabischen Staat scheinen die israelischen Strategen nicht zu erwarten. Und wenn die militärisch stärksten Nachbarn Ägypten und Syrien noch auf Jahre hinaus mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sein werden, so der Gedankengang, dann kann Israel es riskieren, seine Armee zu verkleinern. Die veränderte geopolitische Realität im Nahen Osten ist also der eine Grund dafür, dass Israel sich jetzt weniger Panzer, Kanonen und Kampfjets halten will - der andere Grund ist ganz einfach Geldmangel.

Die Armee selbst hat jetzt jedenfalls unter dem Druck der Politik einen Schrumpfungs- und Reformplan vorgelegt, der als "revolutionär" bezeichnet wird. Über fünf Jahre sollen bis zu 5.000 Berufssoldaten abgebaut werden. Trainingszeiten werden gestrichen, einzelne Flugzeugstaffeln und Panzer- und Artillerieeinheiten werden ganz aufgelöst. Der frühere Verteidigungsminister Schaul Mofas, jetzt in der Opposition, hält das für richtig: "Damit wird sich die Armee an die Bedrohungen von morgen anpassen, alte Systeme abstoßen, neue Systeme integrieren."

"Kalkuliertes Risiko"

Kurzfristig fallen zwar immer wieder auch Mehrausgaben an. Wegen der Turbulenzen in Syrien stehen jetzt mehr israelische Truppen im Norden, und nun soll gar eine eigene Division zur Sicherung der Waffenstillstandslinie auf dem Golan gebildet werden. Doch große konventionelle Panzerschlachten auf dem Golan oder im Sinai wie in früheren Kriegen wird es wohl nie mehr geben. Bei der Armee spricht man von einem "kalkulierten Risiko" - man werde sich mehr als bisher auf Nachrichtentechnologie, Präzisionsmunition, unbemanntes Gerät und Raketenabwehrsysteme stützen müssen. Insgesamt haben die Israelis dabei gemischte Gefühle. Viele freuen sich darüber, dass nun vielleicht mehr Budgetmittel für Gesundheit und Bildung frei werden. Andere meinen, die Armee habe zu leichtfertig auf Gelder verzichtet - es sei ein unzumutbares Risiko für das Land und für die Soldaten, wenn diese nun ohne ausreichendes Training und mit schlechterer Ausrüstung in den Kampf ziehen müssten.

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