Frauen weiter zweite Wahl in der Politik
Warum werden in der Politik eher Männer als Frauen gewählt? Und warum geben selbst Frauen oft lieber ihre Stimme einem Mann als einer anderen Frau? Ein Blick in den Nationalrat, in die Landtage oder auf die Wahllisten zeigt: Frauen sind in der Politik noch immer unterrepräsentiert. Von halbe-halbe keine Rede.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 18.7.2013
Politik als Männergeschäft verstanden
Wenn Personen mehr oder weniger direkt gewählt werden, wie bei den Vorzugsstimmen, werden immer Männer bevorzugt und Frauen benachteiligt, bestätigt auch Birgit Sauer, Politologin an der Universität Wien, die sich mit dem Thema Frauen in der Politik auseinandersetzt. Sämtliche international vergleichende Studien kommen zu diesem Ergebnis. Das heißt, alle, auch Frauen, wählen lieber Männer in die Politik.
Und zwar schlicht deswegen, weil sie glauben, dass es Männer besser können, bringt es die Politologin auf den Punkt: Politik wird als Männergeschäft verstanden. Männliche Politiker könnten besser mit Macht umgehen.
Ausnahmen gibt es freilich, nämlich vor allem in Krisenzeiten, dann werden oft lieber Frauen an die Macht gewählt, sagt Bettina Sauer, Bespiel die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die eine von Korruptionsfällen gebeutelte CDU übernommen hat: eine Frau sei sauber und habe damit nichts zu tun. Frauen als Trümmerfrauen.
Nur Quote hilft
Ein anderer Grund, warum häufiger Männer gewählt werden, liegt für Birgit Sauer im Verhalten der Mandatare selbst. Männer bilden öfter Seilschaften oder sind stärker in angesehenen Berufen oder Positionen vertreten, die Politologin nennt das soziales und symbolisches Kapital.
Wenn aber sowohl Männer als auch Frauen lieber Männer wählen, soll man es dann einfach dabei belassen? Nein, sagt Birgit Sauer: denn die Annahme, dass es Männer besser können, erweise sich in der Realität eben als falsch, und es sei, so sieht es auch die Forschung - eine Frage der Gerechtigkeit, dass Frauen entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil berücksichtigt werden. Was also tun? Nützen würde nur die Quote.
Doch auch wo es die Quote gibt, herrscht nicht überall halbe - halbe, wie ein Blick auf die Wahllisten der Parteien zeigt. Die Parteien haben sich die Quoten selbst auferlegt. Um sie effizienter zu machen, müsste man sie entweder per Gesetz einführen oder die Sanktionen verschärfen. Etwa nach dem Motto: hält man sich nicht an die vorgeschriebene Quote, wird die Parteienförderung gekürzt, so der Vorschlag der Politologin Birgit Sauer von der Universität in Wien.