"NSU"-Prozess: Angeklagte schweigt

Seit 26 Verhandlungstagen bemüht sich das Münchner Oberlandesgericht um die Aufklärung der rassistischen Mordserie des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU). Die Angehörigen der Opfer hoffen auf Aussagen der Hauptangeklagten Beate Zschäpe, doch die Angeklagte schweigt weiter vor Gericht.

Morgenjournal, 24.7.2013

"Einheitliches Tötungskommando"

Die Mordserie hat am 9. September 2000 begonnen, das erste Opfer ist ein türkischer Blumenhändler namens Enver Simsek. Er wird in seinem Lieferwagen von acht Kugeln getroffen, vor allem im Gesicht. Die Aussagen der Gutachter vor Gericht zeichnen das Bild eines brutalen Mordes an einem Wehrlosen, der schon nach dem ersten Schuss auf dem Boden liegt. Die zwei Männer, die geschossen haben sollen, aus zwei Waffen, wahrscheinlich nacheinander, sind tot. Selbstmord aus Angst vor einer Verhaftung. Ihre Komplizin Beate Zschäpe, die jahrelang mit den beiden mit falschen Identitäten im Untergrund gelebt hat, steht als Hauptangeklagte vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem "einheitlichen Tötungskommando".

Urteil wegen Brandlegung?

Jedes Mal, wenn Zschäpe vorgeführt wird, dreht sie den Kameras den Rücken zu. Ihre scheinbare Kälte verletzt die Angehörigen der Opfer. Nur einmal, vor ein paar Tagen, als die Bilder der abgebrannten Wohnung des Terrortrios gezeigt wurden, hat der Anwalt Mehmet Daimagüler eine Regung bei ihr bemerkt. Zschäpe hat die Wohnung angezündet, um Spuren zu verwischen - und in Kauf genommen, dass auch eine Nachbarin und Bauarbeiter im Haus in den Flammen ums Leben kommen. Die Journalistin Annette Rammelsberger, die den Prozess für die "Süddeutsche Zeitung" beobachtet, glaubt, dass Zschäpe wenigstens dafür verteilt werden kann. Am heutigen 27. Verhandlungstag werden noch einmal Sachverständige zum Brand gehört.

Beharrliches Schweigen

Zu den zehn Morden um die es vor allem geht, schweigt Zschäpe. Es gibt aber Zeugen, denen gegenüber sie sich ein bisschen geöffnet haben soll: Ermittlungsbeamte, die sie auf langen Autofahrten bei der Verlegung von einer Justizvollzuganstalt zur anderen begleitet haben. Zschäpe soll gesagt haben, sie würde sich ja gerne zu ihren Taten bekennen, schweige aber auf Anraten ihrer Anwälte.

Das Gericht setzt Teil um Teil ein Puzzle zusammen, bei dem sich ein immer klareres Bild der Morde ergibt - ein Bild von sich selbst und von ihren Motiven verweigert die Hauptangeklagte Beate Zschäpe bisher konsequent, den Kameras und dem Gericht.