Alkoholkrankheit: 740 Mio. jährlich

In Österreich sind jeder vierte Mann und jede zehnte Frau alkoholgefährdet. Das ergibt den dritten Rang in der OECD-Alkoholismus-Statistik nach Frankreich und Portugal. Und eine aktuelle Studie des Instituts für Höhere Studien stellt fest, dass Alkoholmissbrauch nicht nur die Volksgesundheit schädigt, sondern auch die Volkswirtschaft.

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Mittagsjournal, 25.7.2013

Zweifelhafter Positiv-Effekt

374 Millionen Euro allein an medizinischen Aufwendungen kosten die Folgen der Alkoholkrankheit das österreichische Gesundheitssystem pro Jahr. Zusammen mit mehr als 6 Millionen Euro an Krankengeld und 8 Millionen für Pflegegeld bedeutet das eine enorme Belastung für die Volkswirtschaft, sagt Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien. Wäre man zynisch, könnte man - neben den Gewinnen aus der Alkoholsteuer - nur einen einzigen positiven Faktor aus dem Massenphänomen Alkoholismus ableiten: Die erhöhte Sterblichkeit der Alkoholkranken senkt die Pensionskosten.

Hilfe am Arbeitsplatz

Fehlzeiten und Frühpensionierungen können vermieden werden, wenn die Betriebe mehr auf Warnsignale bei ihren Mitarbeitern achten würden, sagt der Suchtmediziner Michael Musalek. Sein Anton-Proksch-Institut hat schon länger ein Projekt gegen Alkohol am Arbeitsplatz laufen. Dabei soll in Betrieben früh erkannt werden, wenn ein Mitarbeiter Alkoholprobleme hat. Doch viele Firmen würden sich schämen zuzugeben, ein solches Programm gemacht zu haben.

Aufklärung nötig

Anreize statt Verbote - verantwortungsbewusster Genuss statt Sucht. Das sind die Ziele der modernen Suchtmedizin. Musalek ist tendenziell nicht unbedingt für Alkoholverbote nach skandinavischem Vorbild, wo es zeitliche und regionale Begrenzungen für den Alkoholverkauf gibt, jedoch "je leichter ein Suchtmittel verfügbar ist, desto mehr und in höherer Dosierung wird es genommen und desto mehr Menschen werden davon abhängig." Frühaufklärung tut not: Das Alkoholeinstiegsalter ist mittlerweile laut Musalek in Österreich auf elf bis 13 Jahre gesunken.