"Zur Lage der Nation"

Arbeitsmarkt mit Strukturproblemen

Österreich hat die niedrigste Arbeitslosenrate in Europa. Trotzdem bangen viele um ihre Jobs. Fälle wie die des Baukonzerns Alpine und des Nahversorgers Daily kratzen am positiven Image und legen auch Strukturprobleme am Arbeitsmarkt offen.

Mittagsjournal, 30.7.2013

Alternde Gesellschaft

Nirgendwo in Europa gibt es weniger Arbeitslose. Mit 4,7 Prozent liegt Österreich auch im OECD-Vergleich im Spitzenfeld - hinter Korea, Norwegen, Japan und der Schweiz. Zweifelsohne sei Österreich ein Musterland, stellen Experten der UNO, der Bertelsmann-Stiftung und OECD-Chef Guerria fest. Doch wie lange wird Österreich seinen Spitzenplatz halten können? Auch Österreich kämpft gegen strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt an. Sorge Nummer eins ist die alternde Gesellschaft. In den kommenden Jahren droht das Verhältnis zwischen Pensionisten und Berufseinsteigern zu kippen. Im Klartext: Es hören mehr Alte auf, als Junge beginnen. Das setzt die Politik unter Druck, sieht Aart de Geus, Chef der Bertelsmann-Stiftung Handlungsbedarf: "Das ist finanziell nicht tragfähig, aber auch nicht sozial. Man kann Personen, die noch arbeiten können, doch nicht einfach abservieren!"

Teilzeit bei Frauen

Sorge Nummer zwei betrifft die Frauen. Österreichs gute Beschäftigungszahlen hängen auch mit überdurchschnittlich vielen Teilzeitjobs zusammen, sagt Christian Viegelahn von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), einer UNO-Einrichtung in Genf: "Der Anteil in Österreich beträgt 45 Prozent, während der EU-Durchschnitt 32 Prozent sind. Das ist ein Politikfeld, wo etwas gemacht werden kann und auch sollte."

Ältere Arbeitnehmer, wenig Qualifizierte und Frauen - das sind also nach Ansicht der Experten die Sorgenkinder der kommenden Jahre. Aber Österreich bleibt Vorbild bei der Jugendbeschäftigung.