"Zur Lage der Nation"

Jugendbeschäftigung: Musterland Österreich

Österreich ist trotz anstehender Herausforderungen EU-Vorbild. Die heimische Ausbildungsgarantie soll in allen 27 EU-Staaten eingeführt werden. Das haben die Staats- und Regierungschefs Ende Juni beschlossen. Sie garantiert allen Jugendlichen ohne Job einen fixen Ausbildungsplatz.

Mittagsjournal, 30.7.2013

Handwerks-Weltmeister

Wer in Leipzig zur Weltmeisterschaft der Handwerker antritt, der weltweit größten Bildungsveranstaltung, braucht beides: Geschick und Qualifikation. Christina Peinthor hat beides. Die junge Malerin aus der Steiermark hat Gold geholt. Mehr als 1.000 junge Handwerker aus 52 Staaten haben sich dem Wettbewerb gestellt. Österreichs Maurer, Köche, Tischler sind mit elf Medaillen die besten Europäer. Kein Zufall, hat doch Österreich mit der dualen Ausbildung eine sehr gute Startposition. Auch Christina Peinthor hat die Matura und den Lehrabschluss in der Tasche. Ihr nächstes Ziel: ein Job im Ausland. Das ist für Julio Garcon kein Wunsch, sondern der letzte Ausweg. Der 33-Jährige Maurer aus Spanien hat ein Jahr lang Arbeit gesucht, lebt jetzt in Deutschland und will dort bleiben.

Problemfall Südeuropa

Seit die Immobilienblase vor fünf Jahren geplatzt ist, sind fast vier Millionen Stellen verloren gegangen. Hauptbetroffen sind junge Menschen. Jede Woche verlassen daher einige Tausend Jugendliche Spanien, Griechenland oder Portugal. Dass das keine Lösung von Dauer ist, ist augenscheinlich. Die duale Hochschule Villingen ist die erste ihrer Art in Europa, die Universität und Beruf kombiniert. Ihr Rektor Jürgen Werner hebt hervor, dass die Jugendbeschäftigung nur funktioniere, wenn die Wirtschaft gut läuft. Denn Deutschland könne nicht alle arbeitslosen Spanier aufnehmen.

EU-Jugendförderprogramm

Die EU hat nach einer Lösung gesucht: Österreichs Ausbildungsgarantie soll EU-Standard zu werden. Jugendlichen soll binnen vier Monaten entweder eine Arbeit oder ein Ausbildungsplatz garantiert werden. Doch dafür braucht es Betriebe, die ausbilden - und Steuergeld. Nach Berechnungen der Internationalen Arbeitsorganisation der UNO würde es bis zu eineinhalb Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung eines Landes kosten, um Stellen und Bezahlung zur Verfügung zu stellen. Das sei aber relativ günstig, gibt Ökonom Christian Viegelahn zu bedenken. Die EU stellt sechs Milliarden Euro zur Verfügung, die Hausbank der EU, die EIB, hat zusätzlich ein Jugendförderprogramm aufgelegt. 60 Milliarden Euro sollen an Klein- und Mittelbetriebe günstig verliehen werden, erklärt EIB-Präsident Werner Hoyer.

In zwei Jahren findet wieder eine Handwerker-Weltmeisterschaft statt. Vielleicht treten dann auch junge Talente aus Spanien und Griechenland wieder an.