15 Jahre Rechtschreibreform
Vor 15 Jahren, am 1. August 1998, ist offiziell die Reform der deutschen Rechtschreibung in Kraft getreten. Lange Zeit umstritten wurde sie öfters nachgebessert, einiges wurde zurückgenommen. Nach eineinhalb Jahrzehnten ist es aber heute ruhig um sie geworden - sie regt offenbar kaum noch jemanden auf.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 1.8.2013
Kein Untergang des Abendlandes
Doppel -ss statt scharfem ß, Getrennt- statt Zusammenschreibung, der Zank um Groß- und Kleinschreibung, kein stummes h mehr im Känguru: Da gingen jahrelang die Wogen hoch, kochten die Gemüter der Sprachspezialisten, und nicht nur ihre. Manche fürchteten den Untergang des Abendlandes, andere witterten üble reaktionäre Verhinderer am Werk. Alles Vergangenheit, meint der langjährige Chefredakteur des Österreichischen Wörterbuchs Herberts Fussy.
Ein Grund, so Fussy: So richtig wichtig ist sie eigentlich nur als Prüfungsstoff für Deutschlehrer und deren Schüler, die für korrekte oder falsche Rechtschreibung die betreffenden Noten vergeben oder erhalten. Den meisten Menschen ist sie egal. Zumal durch die zahlreichen Nachbesserung viele Varianten nebeneinander verwendet werden.
Der Rat tagt weiter
Nach 15 Jahren ist die ursprünglich Neue eigentlich schon zu einer alten Rechtschreibung geworden, sagt Fussy.
Und die großen Brocken wie Abschaffung der Großschreibung oder des scharfen ß wurden ohnehin nicht angegangen. Jedoch, so warnt der Wörterbuchredakteur: es sei vielleicht eine trügerische Ruhe. In Mannheim tage von Zeit zu Zeit der Rat der deutschen Rechtschreibung zu Fragen wie schreibt man Myrrhe, höhere Mathematik groß oder klein, usw. und irgendwann werde man alles so schreiben können, wie man es wolle, weil sich keiner mehr auskenne, so Fussy. Und dieser Prognose ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.