US-Terrorangst: Jemen verärgert

In den USA wächst die Angst vor Terroranschlägen oder Angriffen auf ihre Bürger im Ausland. Die USA haben deshalb ihre Bürger im Jemen aufgefordert, das Land sofort zu verlassen. Zudem zieht man alle Botschaftsangehörigen ab, die nicht für einen Notbetrieb nötig sind. Der jemenitische Außenminister ist verärgert: Diese Anweisungen spielten nur terroristischen Kräften in die Hände.

Soldat kontrolliert in Jemen

(c) Arhab, EPA

Morgenjournal, 7.8.2013

"Keine Evakuierung"

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums haben die ersten Botschaftsmitarbeiter den Jemen bereits verlassen. Anonyme Quellen berichten, dass zwischen 50 und 100 Mitarbeiter aus der US-Botschaft in Sanaa am Luftwaffenstützpunkt in Ramstein in Deutschland gelandet sind. Aber dutzende Militärs befänden sich noch im Jemen, darunter auch jene, die die jemenitische Armee im Kampf gegen Al Kaida trainieren. Auch der Sprecherin des Außenministeriums, Jen Psaki, ist es wichtig, zu betonen, dass das man keinesfalls von einer Evakuierung der Botschaft reden könne: "Lassen Sie mich klarstellen was das ist und was es nicht ist: Es ist eine Reduzierung unserer Mitarbeiter im Jemen, aber wir bleiben dort präsent, wir bieten dort weiterhin unsere Hilfe an, natürlich im geringeren Ausmaß. Und ich kann ihnen nicht sagen, wie lange es bis zur Rückkehr der Mitarbeiter dauert - das ist es, was diese Ankündigung aussagt."

An der Bedrohungslage habe sich seit dem Wochenende nichts wesentliches geändert: "Klar ist, wir reagieren auf aktuelle Informationen, um unsere Bürger zu schützen, aber das heißt nicht, das es nun mehr gibt, als wir am Sonntag bereits verkündet haben."

Wegen eines abgehörten Telefonats

Zu der Terrorwarnung am Wochenende soll laut US-Medienberichten ein abgehörtes Gespräch zwischen Aymann al Zawahiri, dem Al-Kaida-Führer, und dem Anführer des Al-Kaida-Ablegers im Jemen, Nassar al Wuhaischi, geführt haben. In diesem Gespräch soll Zawahiri den Auftrag zu einem Anschlag gegeben haben. Er solle groß sein und noch im Fastenmonat Ramadan stattfinden. Doch auch der US-Geheimdienst dürfte auf Hochtouren arbeiten. Die jemenitischen Sicherheitsbehörden berichten von einem Angriff einer US-Drohne im Osten des Landes, dem vierten innerhalb von zehn Tagen. Dabei sollen vier mutmaßliche Al-Kaida-Terroristen ums Leben gekommen seien. Ob es einen Zusammenhang zwischen diesem Angriff und dem wenige Stunden später bekannt gegebenen Rückruf von US-Bürgern aus dem Jemen gibt ist unklar.

Botschaft an Obama

Der jemenitische Außenminister Abu-Bakr al-Kirbi kritisierte die Heimreise der Botschaftsmitarbeiter. Diese seien zwar gut gemeint, aber in Wirklichkeit würden sie den Terroristen helfen, ihre Ziele zu erreichen. Der Jemen habe jedenfalls alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die ausländischen Vertretungen zu schützen. Im Internet kursiert eine Nachricht von Nassar al Wuhaischi, dem Führer der Al Kaida im Jemen: "Obama, erzähle den Amerikanern welche Gefahr ihnen von uns droht. Sag ihnen die Erkenntnisse Deiner Geheimdienste über die Pläne der Gotteskrieger." Nun, diesen Wunsch haben ihm die Amerikaner jedenfalls erfüllt.

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