Tarifdschungel bei Bahnreisen

Für Flugreisen ist es kein Problem, das günstigste Ticket zu finden. Im Internet gibt es Plattformen, auf denen man das beste Angebot für jede beliebige Strecke suchen kann. Wer mit dem Zug fahren will, hat diese Möglichkeit nicht, und das kann Bahnfahrer einiges kosten. Denn gerade bei internationalen Strecken gibt es beträchtliche Unterschiede.

Morgenjournal, 12.8.2013

"Wir arbeiten daran"

35 Euro kostet ein Bahnticket der ÖBB von Salzburg nach München. Die Deutsche Bahn verlangt an manchen Tagen für dieselbe Verbindung 19 Euro. Ärgerlich für den Kunden, der fast das Doppelte gezahlt hat. Denn zum günstigen Preis fährt nur, wer die Preise vergleicht. Bei den ÖBB gesteht man ein, dass das nicht optimal sei, für das Preisdilemma sei man aber nicht verantwortlich, erklärt Sprecher Michael Braun. "In unserem Kooperationsabkommen mit der Deutschen Bahn wird die Strecke Salzburg/Hauptbahnhof bis eben in diesem Fall München so behandelt, als wäre es eine rein innerdeutsche Strecke. Wir können da nur die Preise anbieten, die wir von den deutschen Kollegen gesagt bekommen."

Die ÖBB sprechen von einzelnen Bahnstrecken, wo diese Preisunterschiede vorkommen könnten. ÖBB-Sprecher Braun räumt ein, dass man das Problem nicht auf die Kunden abwälzen könne. "Wir können natürlich nicht von unseren Kunden verlangen, dass sie sich in den Tiefen des Tarifsystems auskennen. Bahnfahren muss einfach sein, und daran arbeiten wir."

Keine Internet-Plattform

Schwer überschaubare Tarife sorgen nicht nur auf internationalen Verbindungen für Ärger. Bei den Beschwerden an die staatliche Schlichtungsstelle Schienen-Control geht es oft um das Tarifsystem. Alleine in Österreich gebe es bis zu 2.000 unterschiedliche Ticketvarianten, die die Bahnunternehmen und Verkehrsverbünde anbieten. Vergleichsplattformen, wie sie für Flugreisen bereits selbstverständlich sind, fehlen. Das sei ein Manko, sagt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). "Es wäre sehr begrüßenswert, wenn es solche Vergleichsplattformen auch für internationale Bahnreisen gibt. Im Unterschied zu internationalen Flugreisen gibt es relativ wenige Bahnreisen und damit rechnen sich solche privaten Plattformen nicht." Noch hat sich also kein Betreiber für eine Preisplattform gefunden. Und auch auf EU-Ebene gibt es laut Schienen-Control keine entsprechende Initiative.

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