Über 100 Tote am "Freitag der Wut"
Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet: Am so genannten "Freitag der Wut" - ausgerufen von den Islamisten in Ägypten - ist die Gewalt gestern geradezu explodiert. Über 100 Menschen sind landesweit bei Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei ums Leben gekommen. Trotz der vom Militär verhängten nächtlichen Ausgangssperre hat sich die Situation in Kairo weiter verschärft.
8. April 2017, 21:58
(c) Elshamy,EPA
Morgenjournal, 17.8.2013
Im Moschee verbarrikadiert
Hauptschauplatz der Unruhen ist derzeit der Ramses-Platz vor dem Zentralbahnhof von Kairo. Dort haben sich in der Al Fatah Moschee mehrere hundert Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi verbarrikadiert. Sie weigern sich, das Gotteshaus zu verlassen, bevor die nächtliche Ausgangsperre nicht aufgehoben wird. "Wir sitzen in der Falle", berichtet eine Demonstrantin aus der Moschee. "Es wird verhandelt, die Polizei will, dass die Frauen zuerst herauskommen, aber wir gehen nicht, man kann den Sicherheitskräften nicht trauen, denn wenn wir hinausgehen, werden wir wahrscheinlich sofort festgenommen und an einen unbekannten Ort verschleppt", so eine Mursi-Anhängerin in einem Telefonat mit dem Fernsehsender Al Jazeera.
Was genau vor und in der Rames-Moschee vorgeht, ist derzeit unklar. Wegen der nächtlichen Ausgangssperre haben unabhängige Augenzeugen keinen Zugang. Auf Fernsehbildern ist ein offenes Tor der Moschee zu sehen, das im unteren Teil mit einer Barrikade versperrt ist. Vor dem Tor stehen Polizisten mit Helmen, aber auch Zivilisten, die - so heißt es - den eingeschlossenen Muslimbrüdern damit drohen, die Moschee in Brand zu setzen.
Hunderte Festnahmen
In den staatlichen Medien werden die Mursi-Anhänger beschuldigt, aus dem Gebäude heraus auf die Sicherheitskräfte zu schießen. Die Muslimbruderschaft wiederum wirft der Polizei vor, das Feuer eröffnet zu haben.
Wie auch immer. Als glaubwürdige Information gilt die Mitteilung des Innenministeriums, wonach zuletzt mehr als 1.000 Mursi Anhänger festgenommen worden sind. Nichts desto trotz: die Islamisten haben zu neuen Protesten aufgerufen, künftig wollen sie jetzt jeden Tag auf die Straße gehen.