Patientendaten: Warnung vor Generalverbot
Nach dem Wirbel um die Weitergabe von Patientendaten wollen Ärztekammer und Sozialversicherung jetzt ein generelles Weitergabeverbot. Doch dagegen kommen jetzt erste Bedenken. Denn manche Daten seien wichtig für die Planung des Gesundheitsangebots, sagt der Gesundheitsforscher Georg Ziniel.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 23.8.2013
Wichtig für Gesundheitsplanung
Ein gänzliches Verbot für Gesundheitsdaten wäre "kontraproduktiv" und würde vielmehr der Gesundheitspolitik schaden, sagt Georg Ziniel, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, eines Forschungsinstituts für Gesundheitswesen. Zur Planung und Koordination des Gesundheitsangebots brauche es bestimmte Informationen, etwa darüber welche medizinischen Leistung in welcher Region benötigt werden, weil dort Beschwerden und Krankheiten gehäuft auftreten. Damit könne man bei der Gesundheitsplanung ansetzen, etwa wie viele und welche Ärzte in welcher Region notwendig sind, welche Untersuchungsgeräte und Spitalsabteilungen gebraucht werden.
Einschätzung des Bedarfs
Wichtig sei das vor allem auch wegen chronischer Erkrankungen. Ziniel verweist auf die Lungenkrankheit COPD. 400.000 Menschen in Österreich leiden an dieser Krankheit, die gekennzeichnet ist durch akute Atemnot, die bis zum Tod führen kann. Ohne Daten über COPD-Erkrankungen sei keine sinnvolle Präventionspolitik möglich, so Ziniel: "Wenn wir nicht wissen, wie viele Menschen COPD haben, können wir nicht sagen, wie viele Ärzte es geben soll und wie diese regional verteilt sein sollen, welche Ausstattung man bei niedergelassenen Ärzten und in der stationären Versorgung brauche. Dazu seien qualifizierte Daten entscheidend. Bei der Gesundheitsreform oder der elektronischen Gesundheitsakte würde man sich ohne entsprechende Daten auf der Grundlage von Vermutungen oder Zurufen bewegen.
Anstoß für klare Regeln
Gesundheitsdaten benötige zwar auch die Pharma-Wirtschaft, aber auch hier fordert Georg Ziniel volle Transparenz und vor allem die Information für die Patienten. Diese müssten es wissen, wenn sie an klinischen Studien teilnehmen.
Bei der jetzt bekannten Gesundheitsdaten-Affäre habe das klar gefehlt, sagt Georg Ziniel, sieht darin aber den positiven Aspekt, dass diese Affäre den Anschub für eine klare Regelung mit sich bringen könnte.