Rege Twitter-Nutzung im Wahlkampf

Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter spielen im Nationalratswahlkampf eine große Rolle, wenngleich diese Medien für viele Politiker noch Neuland sind. Vor allem auf Twitter tobt eine rege politische Diskussion. Aber: Welchen Einfluss hat das auf Berichterstattung und Wähler? Kommunikationswissenschaftler der Universität Wien und das Marktforschungsinstitut GfK haben das untersucht.

Mittagsjournal, 18.9.2013

Rot-Grün und Schwarz-Blau

Welcher Politiker redet mit wem? Welcher Journalist mischt mit? Früher konnte die Öffentlichkeit so etwas zum Beispiel im Kaffeehaus beobachten. Heute passiert das, zum Teil zumindest, viel öffentlicher, auf Twitter. Da kann jeder Bürger mitlesen und mitdiskutieren. Schaut man sich an, welche politischen Netzwerke auf Twitter miteinander verknüpft sind, zeige sich, von großer Koalition ist auf Twitter keine Spur, sagt Axel Maireder von der Uni Wien: "Rote und Grüne auf der einen Seite, Schwarze und Blaue auf der anderen Seite. Das heißt, dass sie sich auf Twitter gegenseitig folgen und dass sie Informationen von den jeweils anderen beziehen."

Die Studie, die die Uni Wien gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut GfK durchgeführt hat, zeigt außerdem, in Zusammenhang mit welchen Themen die Parteien vorkommen. Oft seien es negative Themen, zum Beispiel, dass BZÖ-PolitikerInnen zum Team Stronach abgewandert sind oder alles rund um den Telekom-Prozess, erklärt Maireder.

Auswirkungen auf Massenmedien

Die FPÖ werde etwa in Zusammenhang mit umstrittenen Facebook-Postings erwähnt, das Team Stronach in Zusammenhang mit der Kandidatendebatte in Salzburg oder Tirol. Frank Stronachs Auftritte sind überhaupt ein starkes Twitter-Thema. SPÖ und ÖVP erwähnen sich auf Twitter gegenseitig, die FPÖ spricht hauptsächlich über sich selbst. Die Grünen werden seltener von den anderen Parteien erwähnt.

Was auf Twitter diskutiert wird, hat auch Auswirkungen auf die Massenmedien, weil Journalisten, die auf Twitter stark vernetzt sind, die Themen aufgreifen. "Ein Beispiel ist die Transparenzgesetz-Initiative, die sehr stark über Twitter kommuniziert wurde", sagt Maireder. Er kann sich auch vorstellen, dass die Debatte rund um Bienen und Pestizide ohne die Diskussion auf Twitter möglicherweise anders verlaufen wäre.

Kein Stimmenfang auf Twitter

Der Demokratie sei durch den Diskurs auf Twitter geholfen, meint Maireder: "Teile der politischen Debatte werden tatsächlich transparenter und das kann in unterschiedlichen Fällen durchaus Informationen ans Licht bringen. Oder es können dort tatsächlich Diskurse stattfinden, die sonst nicht stattfinden würden und die wir sonst auch nicht beobachten könnten."

Wählerstimmen könne man auf Twitter wohl nicht gewinnen, sagt Maireder, aber: "Man kann Aufmerksamkeit erreichen und das kann Teil eines Wahlerfolges sein."

Links

Universität Wien - Twitterstudie: Nennungen von Parteien nach Kalenderwochen (PDF)

Universität Wien - Twitterstudie: Cluster in Followernetzwerken (PDF)

Universität Wien - Twitterstudie: Zentrale Begriffe zu Tweets in Parteien (PDF)

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