Die Rolle von Facebook und Twitter im Wahlkampf

Viele Politiker und Wähler entdecken in diesem Wahlkampf die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter. Auf Facebook wird unter Freunden geplaudert, ähnlich wie im Kaffeehaus, auf Twitter schreibt man kurze Nachrichten, ähnlich wie SMS, die jeder lesen kann. Was aber können Politiker auf Facebook erreichen, was auf Twitter nicht geht, und umgekehrt? Was ist wichtiger?

Mittagsjournal, 21.9.2013

Strache auf Facebook besonders erfolgreich

Heinz Christian Strache rappt – das Video des FPÖ-Chefs ist auf seiner Facebook Fanseite zu finden. Außerdem lästert er dort gern über die Opposition, zeigt sich im Wahlkampf oder gibt Einblicke ins Privatleben. Strache gilt als einer der erfolgreichsten heimischen Politiker auf Facebook, er hat über 150.000 Fans.

Was diesen Erfolg ausmacht, erklärt Judith Denkmayr von der Agentur Digital Affairs: "Strache scheut sich nicht davor, private Infos zu teilen. Das macht ihn unglaublich authentisch und das ist genau das Richtige für ihn. Aber das wollen sehr viele nicht, weil sie nicht der Typ dazu sind."

Facebook: Masse, Twitter: Meinungsbildner

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ist Strache weniger präsent. Macht er es richtig? Immerhin sind knapp drei Millionen Österreicherinnen und Österreich auf Facebook und nicht mal 100.000 auf Twitter. Das komme drauf an, was man will, sagt Denkmayr: "Wenn sie über politische Themen auf Facebook reden, ist es für die Facebook-User, die breite Bevölkerung, nicht besonders spannend. Die wollen eigentlich unterhalten werden, die wollen den Menschen sehen."

Wer mit Inhalten punkten will, sei auf Twitter besser aufgehoben, findet Denkmayr, weil sich die Kurzmitteilungen unter Journalisten und anderen politischen Akteuren verbreiten. Sabine Hoffmann von der Agentur Ambuzzador: "Twitter ist deswegen wichtig, weil ich dort die Meinungsbildner erreiche, die Blogger, die Journalisten, die politisch interessierten Menschen – sicher eine viel kleinere Zielgruppe, aber dort kann ich Multiplikatoreffekte auslösen."

Relevanz von Zielgruppe abhängig

Mit Facebook erreiche man die Masse, die Wähler, die Fans, sagt auch Hoffmann. Man biete ihnen dort die Möglichkeit, darzulegen, dass sie zu einer Partei stehen, indem sie "liken" und Inhalte teilen. Die Mobilisierung der eigenen Sympathisanten auf Facebook ist für die Parteien sehr wichtig und beispielsweise in den USA sehr verbreitet.

Axel Maireder, Kommunikationsexperte an der Universität Wien zeigt aber anhand eines Beispiels, dass man nach Zielgruppen differenzieren muss: "Die politische Debatte zwischen zwei 23-jährigen Studentinnen ist vielleicht schon sehr stark davon belebt, was die eine von einem mit ihr 'befreundeten' Politiker geteilt hat. Die politische Debatte zwischen zwei älteren Herren im Wirtshaus am Land ist wohl kaum davon beeinflusst, was auf Facebook passiert."

Emotionales findet also eher auf Facebook statt, auf Twitter geht es um Inhalte. Im realen sozialen Netzwerk Wirthaus geht es im besten Fall um beides.

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