Wirtschaft erholt sich, aber nur langsam

In Österreich steht die Konjunkturerholung vor der Tür, die Arbeitslosigkeit bleibt aber hoch und könnte nächstes Jahr sogar nochmals leicht zulegen. Das geht aus der neuesten Prognose von Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Institut für Höhere Studien (IHS) hervor.

Mittagsjournal, 4.10.2013

Baustelle mit Kran

(c) Neubauer, APA

Erholung auch im Euroraum

Die Experten von Wifo und IHS erwarten für 2014 eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums auf real 1,7 bis 1,8 Prozent, ähnlich wie bereits in ihrer Juni-Prognose. Heuer dürfte das BIP um 0,4 bis 0,5 Prozent zulegen, nach 0,9 Prozent 2012. Die Inflationsrate soll 2014, erstmals seit langem in einem Gesamtjahr, auf unter 2 Prozent sinken.

Es gebe erste Zeichen einer Konjunkturerholung, und es erhole sich auch der Euroraum, der - anders als Österreich - ja sogar in eine Rezession geschlittert war, erklärten WIFO und IHS. In der heimischen Wirtschaft sei die Zuversicht wieder am Zunehmen, so das Wifo, jedoch seien die aufwärtsgerichteten Kräfte bisher noch gering. Das größte Abwärtsrisiko der Prognose sieht das IHS weiterhin von der Krise des Euroraums ausgehen: Politische Handlungsunfähigkeit könnte weitere Reformen blockieren, erneut Spannungen an den Finanzmärkten auslösen und die Konjunktur dämpfen.

Arbeitslosigkeit bleibt hoch

Wegen der verhaltenen Konjunktur und des steigenden Arbeitskräftepotenzials dürfte die nationale Arbeitslosenquote den neuen Prognosen zufolge heuer von 7,0 auf 7,6 Prozent klettern und laut IHS dort 2014 verharren, dem Wifo zufolge aber nochmals leicht zulegen auf 7,8 Prozent. Gemäß EU-Definition betrug die Arbeitslosenrate voriges Jahr 4,3 Prozent, sie dürfte heuer auf 4,9 (IHS) bis 5,1 (Wifo) Prozent zulegen. Im nächsten Jahr sollte die Arbeitslosigkeit laut IHS bei 4,9 Prozent bleiben, laut Wifo auf 5,2 Prozent wachsen.

Immerhin: Die Inflation geht zurück: Nach 2,4 Prozent Verbraucherpreisanstieg 2012 dürfte sich die Inflationsrate heuer auf 2,0 bis 2,1 Prozent zurückbilden und dann 2014 im Jahresschnitt nur noch 1,9 Prozent betragen, ein lange nicht mehr so niedriger Wert.

Steuerreform statt Konjunkturpaket

Hauptgrund für den Aufschwung sind die steigenden Exporte. Noch steht die Erholung aber auf wackeligen Beinen, sagt Karl Aiginger, Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes. Nachhaltig wäre sie erst dann, wenn die Investitionen wieder wachsen. Aber Unternehmer seien noch immer sehr unsicher, und Konsumenten hätten keine steigenden Realeinkommen, auch die internationale Entwicklung sei noch immer sehr unsicher.

Sowohl Aiginger als auch ser Leiter des Instituts für Höhere Studien, Christian Keuschnigg, sind dagegen, dass der Staat ein Konjunkturpaket zur Ankurbelung der Wirtschaft schnürt. Statt dessen rät Keuschnigg dazu, beim Schuldenabbauprogramm zu bleiben. Auch Aiginger betont, es sei wichtig, dass auch die neue Regierung den geplanten Konsolidierungsweg einhält. Sie sollte einen Kassasturz machen und dann ein Sparziel für den öffentlichen Sektor festlegen. Aiginger geht davon aus, dass man fünf Prozent aller Ausgaben einsparen könnte - das wären sieben bis acht Milliarden Euro.


Das eingesparte Geld sollte laut Aiginger für eine Steuerreform verwendet werden, die "absolut notwendig" notwendigh wäre. Keuschnigg ist dafür, dass eine Steuerreform nicht sofort kommt, sondern gut vorbereitet wird und zunächst dafür angespart wird. Eingespartes Geld sollte auch verwendet werden, um die noch weiter steigende Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen und die Bildung auszubauen, so Keuschnigg.