SPÖ und ÖVP beginnen mit Verhandlungen

Sie versprechen eine ganz neue Koalition, die Regierungsspitzen von SPÖ und ÖVP. Keine Kleinkariertheit, kein Hickhack mehr, überhaupt soll alles anders und besser werden. Während man zu verhandeln beginnt, muss man aber weiterregieren. So wie heute beim Ministerrat. Inhaltlich hieß das, dass eigentlich nichts Wichtiges auf der Tagesordnung stand. Aber man ist bemüht, gute Stimmung zu zeigen.

VK Michael Spindelegger (l.) und BK Werner Faymann während des Pressefoyers nach Ende einer Sitzung des Ministerrates

(c) Schlager, APA

Mittagsjournal, 15.10.2013

Entschuldigen, Klarstellungen

Wahlkampf? Das ist Schnee von gestern - und der ist längst geschmolzen, diesen Eindruck versucht die rot-schwarze Spitzenriege heute am Rande der Regierungssitzung zu verbreiten. Jene Noch-Regierung, die ab heute Nachmittag darüber verhandelt, ob es eine rot-schwarze Wieder-Regierung gibt. Lügenkanzler? Du warst schon zu lange im Bundeskanzleramt und gehörst da einmal weg? Pest und Cholera? An die Worte werden die Damen und Herren Regierungsmitglieder heute offenbar nur mehr ungern erinnert. Reinhold Mitterlehner, ÖVP: "Jeder versteht, dass im Wahlkampf emotional anders aufgedreht wird, als in sonst üblichen Sitzungen der Fall ist."

Rudolf Hundstorfer, von der SPÖ, gesteht ein: "Ja ich habe auch einiges gesagt über den Herrn Spindelegger. Ich glaube, die 14 Tage Cool-Down-Phase haben gut getan. Ich glaube, es gab schon diverse Entschuldigungen oder Klarstellungen. Mir ist wichtiger, dass das Land gut weitergeht."

"Ich verzeihe"

Johanna Mikl-Leitner, ÖVP, auf die Frage, wie es zusammenpasst, jemanden als Lügenkanzler zu bezeichnen, und dann mit ihm zusammenarbeiten zu wollen: "Wie würden Sie jemanden bezeichnen, der im Wahlkampf sagte, die ÖVP steht dafür, dass mehr gearbeitet wird und den Menschen weniger bezahlt wird, da habe ich keinen anderen Ausdruck gefunden. Aber jetzt geht es nicht um Bezeichnungen. Wahlkämpfe sind wie Wirbelstürme, sie kommen und gehen. Jetzt geht es darum, konstruktiv zu verhandeln und die Österreichprojekte zu fixieren. In der katholischen Kirche gibt es das Verzeihen und ich verzeihe dem Herrn Bundeskanzler."

Der Versuch

Werner Faymann, SPÖ: "Ich habe auch vor der Wahl in den Gesprächen mit Regierungsvertretern, insbesondere mit dem Herrn Vizekanzler eine konstruktive Basis gehabt. Ich habe öfter gesagt, die Kameras sollten lieber dabei sein, wenn wir unter vier Augen reden, ich weiß, das ist ein bisschen ein Widerspruch – dann würden die Menschen sehen, dass wir konstruktiv miteinander umgehen. Ich glaube jetzt nach der Wahl ist ein guter Zeitpunkt, das wie es wirklich ist, auch nach außen zu tragen."

Michael Spindelegger, ÖVP: "Das was im Wahlkampf ist, ist immer eine besondere Zeit, die ist vorbei. Jetzt geht es darum, nachdem das Ergebnis einen klaren Weg weist, miteinander zu versuchen, das Beste für Österreich zu machen."

Obs beim nächsten Wahlkampf, vielleicht in fünf Jahren, dann wieder so harte Worte gibt? Fragen sich mich das dann, sagt ein Minister.