Metallerverhandlungen stecken fest

Bei der Lohnrunde in der Metaller-Branche gibt es keine Anzeichen der Annäherung. Heute werden Betriebsversammlungen abgehalten statt Verhandlungen geführt. Der Grund ist klar: das Angebot der Arbeitgeber mit einer Lohnerhöhung unter der Inflationsrate bedeutet im realen Einkaufsleben Gehaltskürzung - das kann die Gewerkschaft nicht annehmen.

Mittagsjournal, 16.10.2013

Es ist ein Muskelspiel von beiden Seiten. Die Arbeitgeber verweisen auf die schwierige Wirtschaftslage und sagen, wenn überhaupt Lohnerhöhung, dann nur in Kombination mit flexibleren Arbeitszeiten. Die Gewerkschaft verweist wiederum auf hohe Managerboni und greift jetzt mit den Betriebsversammlungen zur Drohgebärde. Aber verhärtete Fronten sind nichts Ungewöhnliches bei den Metallern.

Das heißt, nach altem Ritual treffen sie sich dann in der Mitte - das wären mit den derzeitigen Zahlen 2,7 mehr Lohn.

Denkbar wäre das, ich will mich da jetzt nicht auf Zahlen festlegen, Fakt ist: Die Gewerkschaft schaut in Sachen Inflationsrate in die Vergangenheit, die Arbeitgeberseite in die Zukunft. Da muss ein Kompromiss her.

Der Gewerkschaft geht es um den Lohn und um die Arbeitszeit: flexible Arbeitszeit bedeutet, dass der Arbeitnehmer sich dem Anspruch des Arbeitgebers ausliefert. Sind wir an dem Punkt angelangt, wo die Gewerkschaft sagen muss: alle Räder stehen still?

Nein, von Streiks ist man noch weit entfernt, das hört man von beiden Gewerkschaften, Pro Ge und GPA. Und man muss auch sagen: Die Arbeitgeber haben gestern erstmals ein konkretes Lohnangebot präsentiert, auch da ist es eine Frage des Rituals, dass die Gewerkschaft dem nicht gleich zustimmt.

Flexible Arbeitszeit bedeutet: Nicht der Mensch steht im Mittelpunkt, sondern das System - droht jetzt das System der Sozialpartnerschaft zu zerbrechen?

So drastisch würde ich es nicht formulieren, es gibt ja auch in der Industrie Beispiele für flexible Arbeitszeiten. Und die Gewerkschaft will ja grundsätzlich über eine Arbeitszeitflexibilisierung reden, aber nur unter der Prämisse, dass so wie früher alle sechs Metaller-Fachverbände an einem Tisch sitzen. Diesem Wunsch kommen die Arbeitgeber aber nicht nach.

Warum beharrt die Arbeitgeberseite so stur auf dieser Zerteilung der Verhandlungen?

Diese Ablehnung kommt vor allem vom größten Fachverband, der Maschinen- und Metallwarenindustrie, die ja jetzt eben in den ersten drei Runden verhandelt hat. Dieser Verband besteht aus vielen kleinen und mittleren Unternehmen, während Großkonzerne wie die Voestalpine eher den anderen Verbänden angehören. Und da sagt eben die Maschinen- und Metallwarenindustrie, wir haben andere Bedürfnisse als die anderen, wir leiden stärker unter der Wirtschaftsflaute, und deshalb verhandeln wir eigenständig. Aber natürlich ist das auch eine Strategie, um die Gewerkschaft auseinanderzudividieren.

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